Ganz schön gefährlich für Di Rupo's Kronprinzen Magnette, diese Bahngeschichte. Aber, der Fallschirm ist schon da: das Rathaus von Charleroi. Hut ab, auch das hat er kommunikationstechnisch gut hingekriegt: Er werde als föderaler Minister bezahlt, und habe noch was zu erledigen, meinte er gekonnt flapsig im Radio. Mit der Flapsigkeit ist es so eine Sache: Im Aussehen an Dr.House erinnern oder so reden wie er, sind zwei verschiedene Sachen: Fast hätte er sich den Mund verbrannt, als er die Europäische Krisenpolitik kritisierte, und seitdem hält er sich mit Äußerungen zurück.
Aber, ob das so klappen wird, mit dem fliegenden Wechsel nach Charleroi, ohne dabei Schaden zu nehmen? Denn das, was er vorgelegt hat, ist, den ersten Reaktionen zufolge, nur die halbe Miete: kein Wort über die Bezeichnung - und die Bezüge beziehungsweise Gehälter - der neuen Direktoren, kein Wort über Finanzierung und Investitionspolitik.
Aber, muss man sich wundern, wenn man Murks verbessern soll? Das Vernünftige an der Bahn, ich meine der echten, von früher, war ja, dass alles in einer Hand war: Schienen, Technik, Bahnhöfe, Loks und Waggons, und die Mitarbeiter, die das alles kannten. Schienen vom rollenden Material zu trennen, konnte ja nur Murks ergeben.
Die Folgen der Trennung wurden dann durch eine technische Entwicklung noch mal verschärft: In Frankreich, dem Ursprungsland des Hochgeschwindigkeitszug, hatte es noch Sinn gemacht, diesem ein eigenes Schienenbett zu bauen, wo das Land mit den großen Entfernungen unbebaut war, zudem war das Konzept genial einfach: Erst ein Hochgeschwindigkeitsschienenbett bauen, und dazu passend einen Zug ohne Kupplungen zwischen den Waggons, die sich somit auch nicht verkeilen können, was dann auch erklärt, dass es bisher keine nennenswert Verletzte oder Tote gegeben hat, in den Fällen, dass ein TGV entgleiste und sich auf die Seite legte.
Aber: Hochgeschwindigkeitszüge im Schienennetz durch Ballungsgebiete? Für die Bahnreisenden hatte und hat das eine fatale Folge: Weniger Zugverbindungen, mit weniger Haltestellen, somit langsamer und natürlich teurer, wie dies jetzt auch bei dem Hochgeschwindigkeitszug von Antwerpen nach den Niederlanden festgestellt wurde, der Ende letzter Woche den Betrieb aufnahm.
Auch hier an der Grenze vermissen Reisende die früheren sozusagen, normalen, grenzüberschreitenden internationalen Züge, wo man zusteigen konnte, wann man dies wollte, ohne Reservierung, was ja die Stärke der Bahn war und ihren ganzen Charme ausmachte, und zum Teil noch macht.
Sicherlich für die Interrailer, - vor den Hochgeschwindigkeitszügen waren es deutlich mehr - die so Europa lieben und kennen lernten, von Oostende - mit zwei O! - nach Wastawa, also Warschau über Berlin. So stand es auf den Türen der Waggons, und wie schön war es stehend im Seitengang, oder in den Abteilen, wenn es einen Sitzplatz gab. Da kam man gerne mit einigen Lira-Scheinen, oder Peseten, oder französischen Francs zurück.