Von der Provinzklasse bis zur ersten Liga: Sechs von sieben getesteten Clubs waren bereit, große Summen Schwarzgeld anzunehmen und sie rein zu waschen. Die Redaktionen der VRT-Sendungen "Koppen" und "Panorama" haben den Vereinen monatelang auf den Zahn gefühlt. Das Ergebnis: Fast überall ist Schwarzgeld im Spiel.
"Das hat auch uns überrascht", sagt Jan Holderbeke, Chefredakteur des Magazins Panorama. "Schon nach zwei oder drei Gesprächen mit den Fußballclubs konnten wir über Schwarzgeld reden." Reporter haben sich als potenzielle Investoren ausgegeben und den Vereinen bis zu 250.000 Euro angeboten.
Der fingierte Investor schlug vor, nur über die Hälfte der Summe eine Rechnung auszustellen. Der Rest des Schwarzgeldes sollte komplett an der Steuer vorbei weiß gewaschen werden. "Das einzige, was die Clubs interessiert, ist ihr Budget", meint Michel Maus, Steuerexperte an der Uni Gent. Woher das Geld stammt, sei den Vereinsverantwortlichen egal. So funktioniere das Fußballgeschäft leider.
Den Machern der Reportage fallen zwei Dinge auf. Auch in den höchsten Spielklassen, in der ersten und zweiten Liga wollten die Clubs das Schwarzgeld annehmen - obwohl das Lizenz-System gerade diese dubiosen Machenschaften verhindern sollte. Und die Fußballvereine waren sogar bereit, Geld anzunehmen, das aus kriminellen Geschäften stammt. "In zwei Fällen hat die Redaktion deutlich gemacht, dass das Geld aus kriminellen Machenschaften stammt. Das scheint keine Rolle zu spielen. Die Vereine waren an der Investition von 250.000 Euro interessiert und bereit, dafür falsche Rechnungen auszustellen", erklärt Holderbeke.
"Was hier läuft nennt man Betrug, Urkundenfälschung. Das sind schwere Vergehen", sagt Steuerexperte Maus. Wenn etwas schief laufe, könne das schwere strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Mit dem Schwarzgeld in der Kasse zahlen viele Fußballvereine in den unteren Klassen ihren Spielern Prämien aus. In der Provinzklasse sind für einen guten Stürmer bis zu 3.000 Euro im Monat drin. Schwarz. Das sei eine gängige Praxis, erklärt ein Fußballspieler, der anonym bleiben will. Mit dem Schwarzgeld Fußball verdient er mehr als mit seiner geregelten Arbeit.
Belgiens Steuerbehörden schauen scheinbar macht- und tatenlos zu. Zu seiner Schande müsse er gestehen, dass er wenig Handhabe gegen die illegale Praxis habe, sagte Carlos Six, der oberste Steuerprüfer des Landes. In Zukunft will er genauer und besser hinsehen.
Fußballverband reagiert mit neuen Maßnahmen
Der belgische Fußballverband und die Pro League wollen härter gegen Schwarzgeldtransfers im Amateur- und Profifußball auftreten. Das gaben die Verantwortlichen am Freitagmittag auf einer Pressekonferenz bekannt. In den dritten und vierten Klassen wird dazu ein Lizenzsystem eingeführt. Die Profivereine werden einer strengeren Kontrolle unterworfen. Außerdem möchte der Verband zur Betrugsbekämpfung mit den Finanzbehörden zusammenarbeiten.
Bild: Dirk Waem (belga)