Bauern aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Frankreich haben sich mit ihren Traktoren auf den Weg nach Brüssel gemacht und ihre Zelte im Europa-Viertel aufgeschlagen. Auf den Autobahnen und Schnellstraßen Richtung Hauptstadt war es zeitweise zu teils erheblichen Behinderungen gekommen.
Die Landwirte wollen die Bevölkerung auf das Milchpreis-Problem aufmerksam machen und Druck auf die Politiker ausüben. Von der EU fordern die Bauern eine Mengenregulierung. Weil derzeit zu viel Milch auf dem Markt ist, sinke der Preis in den Keller. Die Landwirte bekommen zur Zeit durchschnittlich etwa 26 Cent pro Liter Milch. Mindestens 40 Cent wären nach ihren Angaben aber nötig, um alle Kosten zu decken.
An der Autobahnauffahrt bei St. Vith hatten sich gegen 7:30 Uhr ostbelgische Milchbauern mit ihren Berufskollegen aus dem süddeutschen Raum getroffen, um sich gemeinsam auf den Weg in die europäische Hauptstadt zu machen. Das BRF Studio St. Vith sprach mit hiesigen Jungbauern und einem weitgereisten Landwirt aus Mittelfranken. Auch in Bildchen bei Kelmis trafen sich Milchbauern aus Ostbelgien und Deutschland, unter ihnen auch Erich Pohen, der Vorsitzende des Ostbelgischen Milchbauernverbands (Interviews unten im Player).
Die belgische Landwirtschaftsministerin Sabine Laruelle hat den Milchbauern ihre Unterstützung zugesagt. Im RTBF-Rundfunk erklärte Laruelle am Morgen, auch in der Wallonischen Region seien viele Landwirte in finanziellen Schwierigkeiten.
Nach 16.00 Uhr
Kurz nach 16 Uhr - nachdem die endlos lange Traktoren-Kolonne am Parlament vorbei gezogen ist - startet die symbolische Aktion. Die Landwirte spritzen Milch auf ein Gebäude des Parlaments. 15.000 Liter. Dabei werden auch Ordnungskräfte getroffen. Die Polizei versucht die Gemüter zu beruhigen, zündet Rauchbomben, muss später auch mit Schlagstöcken eingreifen. Es kommt zu Auseinandersetzungen. Aufgebrachte Landwirte stecken alte Autoreifen in Brand.
Der Protest der Milchbauern geht weiter. Noch bis morgen wollen sie den Platz vor dem europäischen Parlament besetzen. Heute Abend ist unter anderem eine Debatte mit EU-Politikern vorgesehen. Am Dienstagnachmittag, wenn die Milchbauern wieder nach Hause fahren, muss erneut mit schweren Verkehrsbehinderungen gerechnet werden.
alk/est/sp/jp - Bilder: BRF, Dirk Waem (belga)