Die Arbeiter protestieren damit gegen den Verlauf der Verhandlungen über die Umstrukturierung ihres Betriebs. Die aufgeheizte Stimmung unter den Metallarbeitern in La Louvière war bereits am Mittwoch explodiert. Die Ankündigung der Betriebsleitung, eine Prämie von 600 Euro Ende des Monats nicht auszahlen zu wollen, um genug Geld für die Gehälter im Dezember zu haben, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.
Die größte Gewerkschaft FGTB rief ihre Mitglieder zur Arbeitsniederlegung auf, Material wurde beschädigt und Mitarbeiter in ihren Büros festgehalten. Der Protest wird, wie die erneute Blockade der Autobahnzufahrten in den frühen Morgenstunden zeigt, am Donnrstag wohl fortgesetzt. Die Unternehmensleitung hat die für den Vormittag vorgesehenen Gespräche zunächst abgesagt.
Der russische Stahlfabrikant NLMK will knapp die Hälfte der 900 Mitarbeiter in La Louvière entlassen. Das soll ermöglichen, den Standort mindestens drei weitere Jahre aufrecht zu erhalten.
vrt/jp - Virginie Lefour (belga)
Bei allem Verständnis für die Wut und Enttäuschung der Stahlarbeiter, es gibt Dinge, die gehen einfach nicht. Punkt. Dass sie die Arbeit niederlegen um somit Druck auf ihren Arbeitgeber auszuüben, gehört zum üblichen Geschäft. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Das müssen auch die beiden Parteien untereinander ausmachen. Dass aber fremdes Eigentum zerstört wird (Sachbeschädigung), Außenstehende und damit die Öffentlichkeit durch die Blockade öffentlicher Straßen quasi als Geisel genommen werden (Landfriedensbruch), und Mitarbeiter gegen ihren Willen in Büros festgehalten werden (Freiheitsberaubung), erinnert eher an Zustände in Südafrika als an Mitteleuropa.
In einem Rechtsstaat wie Belgien darf man davon ausgehen, dass die 'Störenfriede' auch juristisch belangt werden. Jeder Autofahrer, der mit 15 km/h zu schnell erwischt wird, bekommt die Konsequenzen in Form eines "Knöllchens" zu spüren. Doch von Maßnahmen der Justiz ist bis dato gegen die Stahlarbeiter nichts zu hören. Eine Selbstverständlichkeit, die nicht erwähnt werden braucht oder ein großzügiges "Ein-Auge-zudrücken"? Zufall oder Absicht?
Ach ja, zu den Protesten hat ja die FGTB aufgerufen, das stets treue und verlässliche Reservoir der wallonischen Staatspartei. Honi soit qui mal y pense...