In einer Mormonenfamilie in Sint-Niklaas wird oft gebetet. Gleich morgens vor dem Aufstehen, vor dem Essen, vor dem Schlafengehen oder… wenn ein neues Auto gekauft wird. Dank des Gebets habe er ein gutes Geschäft machen können, erzählt Kjelld Buysse. Für ihn Beweis genug, dass sich Gott auch für alltägliche Dinge interessiert.
Mormonen verfolgen strenge Regeln: Sie trinken keinen Alkohol, auch keinen Kaffee, Tee und Cola sind verboten. Sex vor der Ehe kommt ebenfalls nicht in Frage. Die Mormonen nehmen die Lehre von Jesus Christus ganz genau, verfolgen sie buchstäblich. Grundlage dafür ist neben der Bibel auch das Buch Mormon, das der Prophet und Kirchen-Gründer Jospeh Smith Junior 1820 vom Engel Mormoni erhalten haben will.
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Offiziell trägt die Glaubensgemeinschaft den Namen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Das Macht- und Glaubenszentrum befindet sich im US-amerikanischen Salt Lake City. Dort steht der mormonische Tempel. Dort werden auch junge Mormonen ausgebildet, die anschließend als Bekehrer in die Welt geschickt werden. Auch nach Belgien. Der junge Amerikaner Logan Bequett zieht jeden Tag durch die Straßen Lüttichs, spricht die Menschen an - stets im Kaufmannsanzug gekleidet - und versucht sie für seinen Glauben zu begeistern.
Rund 6.000 Mormonen gibt es hierzulande. Sie hoffen, dass es mehr werden. Die strengen Christen müssen gegen viele Vorurteile kämpfen. Gängigstes Klischee: Die Mormonen sind polygam. Der Mann hat mehrere Ehefrauen. "Stimmt nicht!", beteuert Isabelle Gueuens, Mormonin aus Sprimont bei Lüttich und verheiratet. Sie und ihr Ehemann hätten sich ewige Treue versprochen. Es gebe keine anderen Frauen. Auch nicht versteckt in den Schränken oder Schubladen.
Das Gebet ist bei den Mormonen allgegenwärtig. Trotzdem ist der Sonntag heilig. Dann zieht es sie in ihre Kirchen. Belgienweit gibt es etwa ein Dutzend davon. Finanziert wird das Mormonentum durch seine Anhänger. In Belgien spenden sie in der Regel zehn Prozent ihres Lohns an die Kirche.
Bild: George Frey (epa)