Die europäische Geschäftsleitung von Ford hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass das Werk in Limburg 2014 dicht gemacht wird. Mehr als 4000 Menschen verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz. Bei den Zulieferern verlieren noch einmal tausende Beschäftigte ihre Arbeit. Auch für diese Menschen soll die Arbeitsgruppe nach Alternativen suchen.
Sozialdrama
Bis zu 10.000 Arbeitsplätze vernichtet: Das ist das schlimmste Sozialdrama seit dem Ende der Sabena. "Das war ein Blitz aus heiterem Himmel", sagte der flämische Ministerpräsident Kris Peeters. Denn: Ford habe nicht Wort gehalten: Vor fünf Wochen noch hatte es ja geheißen, der neue Mondeo komme nach Genk, die Zukunft sei erst einmal gesichert.
Eben, um den Erhalt des Werkes zu garantieren, hatte die flämische Regierung noch vor zwei Jahren einen "Zukunftsvertrag" mit Ford geschlossen; man stellte 50 Millionen Euro an öffentlichen Hilfen in Aussicht. Was von dem Geld noch nicht ausgegeben wurde, soll jetzt eingefroren werden; zugleich will man prüfen, ob es möglich ist, die Rückerstattung der übrigen Gelder zu fordern.
Task Force
Für die betroffenen Arbeitnehmer soll eine Task-Force eingerichtet werden. Die soll den Menschen dabei helfen, einen neuen Job zu finden.
Die Gewerkschaften verlangen für die Ford-Genk-Mitarbeiter eine Frühpensionsregelung ab dem Alter von 50 Jahren. Theoretisch wäre das möglich, sagt PS-Vizepremierministerin Onkelinx sinngemäß in der Zeitung De Standaard. Allerdings hat ihre SP.A-Kollegin, Arbeitsministerin Monika De Coninck, schon ablehnend reagiert: Eventuelle Anträge auf Frühpension würden individuell geprüft, sagt De Coninck in Le Soir. Viel hänge auch davon ab, was Ford für die entlassenen Mitarbeiter zu tun gedenkt.
Protest und Blockade
In Genk blockieren Ford-Mitarbeiter aus Protest gegen die Schließung die Zugänge zum Werksgelände. Auch im Ford-Testzentrum in Lommel haben die Arbeitnehmer die Arbeit niedergelegt. Das Testzentrum in Lommel wird nicht geschlossen. Die Beschäftigten haben aus Solidarität mit ihren Kollegen in Genk die Arbeit niedergelegt. Die Aktion soll 24 Stunden dauern. In Lommel arbeiten 380 Menschen.
Verbitterung und Wut
Nach der Ankündigung des US-Automobilherstellers, das Werk in Genk bis 2014 zu schließen, ist die Niedergeschlagenheit der rund 4.300 Beschäftigten in der Nacht in Verbitterung und Wut umgeschlagen. Gewerkschaftssprecher sagten, dass die Karosserie eines halbfertigen Wagens in der Nacht vor die Werkstore gezogen worden und in Brand gesteckt worden sei. Die Gewerkschaft habe alle Mühe damit gehabt, um aufgebrachte Arbeiter zu beruhigen und nach Hause zu schicken. Donnerstagmorgen wurden erneut Holzpaletten vor dem Werkstor angezündet.
FEB tief betroffen
Der belgische Unternehmerverband FEB bedauert die Entscheidung zur Schließung des Fordwerks in Genk. In einer FEB-Pressemitteilung heißt es, die Öffentliche Hand, die Geschäftsleitung und die Belegschaft hätten in den letzten Jahren intensiv nach Lösungen gesucht, um dieses wichtige Unternehmen in Belgien zu halten. FEB-Geschäftsführer Pieter Timmermans erklärt sich solidarisch mit den betroffenen Familien und Zulieferbetrieben.
Die Entscheidung von Ford erkläre sich aus der tiefgreifenden Krise der Automobilbranche und der nachlassenden Nachfrage nach Neuwagen. Gleichzeitig fordert der FEB umfassende Reformen, zum Beispiel bei den Lohnkosten und der Besteuerung von Unternehmen.
Die Fußballer von Racing Genk wollten Donnerstagabend beim Europaleague-Heimspiel gegen Sporting Lissabon ein Zeichen der Solidarität setzen und ein spezielles Trikot oder einen Trauerflor tragen. Dies wurde ihnen aber von der UEFA untersagt. Jetzt habe sie ihre Fans aufgerufen, ein schwarzes Trauerband zu tragen.
vrt/sh - Bild: Yorick Jansens