Aus einem wie es heißt gestohlenen Exemplar wird seit dem Wochenende in fast allen Zeitungen fleißig zitiert und zuweilen auch genüsslich kommentiert.
Wie brisant ist dieses Buch denn tatsächlich? Das wird man natürlich erst wirklich beurteilen können, wenn das Buch vorliegt. Es soll am Dienstagvormittag offiziell vom Autor in Brüssel vorgestellt werden und auch im Buchhandel erhältlich sein.
Vor allem angebliche Enthüllungen über das Liebesleben von Thronfolger Prinz Philippe und Prinzessin Mathilde, eine flirtbereite Paola, intime Bekenntnisse des Monarchen und Anzeichen der Amtsmüdigkeit lassen natürlich aufhorchen.
Auch die entgegen bisherigen Gepflogenheiten prompte Reaktion des Königshofes ist an sich ungewöhnlich. Als der Luxemburger Mario Daneels 1999 in einem Buch über Königin Paola die Existenz einer folgenreichen außerehelichen Beziehung des Königs publik machte - Stichwort Delphine -, nahm man sich viel Zeit für eine Stellungnahme. Diese erfolgte im vorliegenden Fall aber prompt.
Schon am Samstagmittag, als die komplette Königsfamilie bei der Bilderbuchhochzeit in Luxemburg weilte, ließ der Hof offiziell mitteilen, dass die bevorstehende Veröffentlichung nach Lage der Dinge eine Menge Ungereimtheiten und Anschuldigungen enthalte. Der Pressesprecher des Königshauses, Bruno Nève de Mevergnies, legte noch einmal nach, indem er klarstellte, dass man vor Erscheinen des Buches keinen weiteren Kommentar abgebe und dass der Schmöker wohl zahlreiche Fehler enthalte. Und einiges, so scheint es zumindest, geht eindeutig unter die Gürtellinie.
Arrangierte Hochzeit
Einige Blätter wollen wissen, dass die Vermählung von Prinz Philippe und Prinzessin Mathilde alles andere als eine Liebeshochzeit gewesen sein soll. Die Eheschließung soll vom Hof arrangiert worden sein. Philippe habe endlich eingewilligt, um sich seine Chancen auf die Thronfolge nicht zu verbauen. Die voreheliche Beziehung sei mehrmals ins Stocken geraten, heißt es bei Deborsu. Eine arrangierte gemeinsame Reise nach Kuba sei als Katastrophe geendet. Aber wie durch ein Wunder sei danach alles binnen Monatsfrist geregelt worden. Als fügsame Tochter habe Mathilde schließlich eingewilligt, um die finanzielle Lage ihrer Familie abzusichern.
Der Autor spricht auch von einer "außergewöhnlichen Freundschaft" zwischen dem Prinzen und einem drei Jahre älteren Grafen de Marchant et d'Amsembourg, der aber nicht einmal zur Hochzeit eingeladen worden sei. Besonders weh tun dürfte auch die Anspielung, dass die Kinder des Thronfolgerpaares künstlich erzeugt worden sein könnten. Der Autor findet es auffällig, dass das erzkatholische Paar sich bei den Entbindungen für das Erasmus-Krankenhaus von Antwerpen entschieden hat. Dabei handelt es sich bekanntlicherweise um die eine spezialisierte Klinik für Invitro-Fertilisationen.
Seifenoper
Es hat wohl den Anschein, dass der RTBF-Journalist Frederic Deborsu das Leben der Königsfamilie im Stil einer US-Seifenoper beschreiben wollte. Die Königin wird ins Licht der Flirtfreudigkeit gestellt. An sich nichts Neues. Die Ehekrisen von König Albert und Königin Paola sind legendär. Der Autor versucht anscheinend, neue Namen aufzudecken, wie den eines wallonischen Ex-Ministers, der dem Autor anonym etwas gebeichtet haben soll. Es folgen erneut die Namen von Adamo, einem Paris Match-Fotografen und Aldo Vastapane.
Als Sensation soll Deborsu die Mitschrift eines Interviews mit dem König angekündigt haben. Es handele sich dabei um ein sehr emotionales Gespräch, worin sich der Monarch zum ersten Mal öffentlich über seine Familie, seine Kinder und seinen Glauben äußere. So will der Autor erfahren haben, dass der an einem Hautkrebs erkrankte König vorzugsweise im nächsten Sommer abdanken möchte, dass aber seine Ratgeber ihn zum Weitermachen bis zum Wahljahr 2014 drängen. Auch kämen in dem Gespräch die Hintergründe der Thronbesteigung nach dem überraschenden Tod von König Baudouin ans Licht.
Dass es überhaupt je ein solches Gespräch gegeben hat, wird aber bereits heute unisono angezweifelt. Erstens müssen die Handlungen des Königs nach der Verfassung stets vom Premierminister gedeckt werden. Ein normales Interview ist unter diesen Umständen also gar nicht möglich. Eine Audienz aufzuzeichnen ist demnach nicht statthaft und würde die Krone gewissermaßen bloßstellen. Beobachter spekulieren, dass sich Frederic Deborsu eine off-the-record-Aufzeichnung seines nicht minder prominenten Bruders und RTBF-Kollegen Christophe Deborsu zu nutze gemacht haben könnte, um seine Veröffentlichung substanziell etwas abzurunden.
Wer noch?
Seltsamerweise kommt Prinz Laurent in dem Buch kaum vor. Für einmal scheint der Prinz nicht besonders interessant gewesen zu sein. Es heißt nur, dass er seinen älteren Bruder schon mal als "Blödmann" bezeichnet haben soll. Von Königin Fabiola heißt es anscheinend in dem Buch, dass sie aus Imagegründen an der Teilnahme eines Mamma Mia-Konzertes ihrer Lieblingsband Abba in London gehindert worden sei. Es sollen auch amüsante Einzelheiten über das Verhältnis der Familie zum Geld in dem Buch stehen.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)
Einfach nur primitiv und unüberlegt! Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Erschreckend, wie weit Geld (oder Geltungsbedürfnis?) einen Autoren treiben kann.
Als wenn nicht jeder "eine Leiche im Keller liegen" hätte?!
Wir haben zur Zeit etwas Ruhe in Belgien. Wir haben eine Regierung, haben die
Kommunalwahlen hinter uns, und in unserem Königshaus ist alles beim Alten. Muß
denn hier wieder ein Journalist oder Buchautor der Geld verdienen will und nichts anders, wieder alte Schicke aufwärmen und Unruhe stiften. Das Buch ist noch nicht veröffentlicht, aber jemand hat eins geklaut ( Prima) In Belgien lässt es sich doch gut leben, man müßte nur fleissig sein, und müßte mit dem Einkommen auskommen
Wenn das Buch journalistisch korrekt verfasst wurde, ist wohl nichts dagegen einzuwänden. Das Königshaus lebt in Saus und Braus auf Kosten des belgischen Volkes. Von anderer Leute Leder lässt sich gut Riemen schneiden.
Das Buch ist das Papier gar nicht wert auf das es geschrieben wurde.