"Manchmal hat man den Eindruck, dass das Ende Belgiens immer näher rückt", sagt Rudy Aernoudt. Die Kritiker werden lauter, und die anderen schauen ängstlich zu. Schluss damit, sagt der gelernte Ökonom und Philosoph und richtet einen Appell an die Belgier: "Wake up, Belgians! - Wacht auf!".
Zehn berühmte Persönlichkeiten haben einen Beitrag zum 200 Seiten-Buch geliefert. Sie verraten, jeweils in ihrer Muttersprache, ihre Vision für das Belgien von morgen. Darunter sind Unternehmer, Wissenschaftler, Anwälte und Politiker.
Wie etwa der ehemalige Kammervorsitzende Herman De Croo, der für den Fortbestand einer modernen Monarchie plädiert. "Der König steht symbolhaft für unser Land", sagt der liberale Politiker. "Er steht außerdem über den Parteien und beteiligt sich nicht an politischen Spielchen. Kurzum: Mit dem König haben wir ein Problem weniger".
Mark Eyskens, der 1981 belgischer Regierungschef war, will mit seinem Beitrag den um sich greifenden Nationalismus bekämpfen. Der CD&V-Politiker ruft zu mehr Zusammenarbeit auf. Denn das Ende Belgiens würde Nachteile für alle mit sich bringen, auch für Flandern. Die flämische Unabhängigkeit hätte - wenn überhaupt - vor eineinhalb Jahrhunderten ausgerufen werden müssen. "Im Europa von heute ist dafür kein Platz", so Eyskens.
Auch der deutschsprachige Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz ruft die mittlerweile erwachsen gewordenen Teilstaaten des Landes zu mehr Zusammenarbeit auf. Der SP-Politiker nutzt aber auch die Gelegenheit, um seine Vision des Belgiens zu viert noch einmal zu Papier zu bringen.
Rudy Aernoudt will mit dem Buch die stillschweigende Mehrheit in Belgien wachrütteln und den Menschen in Flandern, Brüssel, der Wallonie und Ostbelgien fundierte Argumente liefern für eine gemeinsame Zukunft. "Denn das Problem ist eine Minderheit, die mit radikalen Aktionen wie dem Verbrennen einer belgischen Flagge viel Aufmerksamkeit auf sich zieht".
Aernoudt will weg von den Klischees der Nationalisten. Wenn man nämlich genauer hinsehe, müsse man feststellen, dass wir nur gemeinsam jedem einzelnen eine bessere Zukunft bieten können. Sein Motto: Belgien hat einen Mehrwert.
Bild: Eric Lalmand (belga)
