Brussels Airlines verliert Geld, das ist eine Tatsache. Im vergangenen Jahr belief sich der Verlust auf 80 Millionen Euro. Und auch in diesem Jahr ist eine schwarze Null wohl eher außer Reichweite - im Gegenteil: Der Verlust könnte weiter anwachsen.
Für diese Entwicklung gibt es im Wesentlichen zwei Ursachen: die hohen Lohnnebenkosten und die hohen Kerosinpreise. Der Faktor "Treibstoff" stellt ein Drittel der Kosten von Brussels Airlines. Und mit jedem Tag, an dem die Ölpreise weiter anziehen, wird die Luft für die Gesellschaft dünner.
Andere Gesellschaften sind zwar auch mit den hohen Treibstoffpreisen konfrontiert, haben aber mitunter Brussels Airlines gegenüber einen entscheidenden Vorteil: niedrigere Lohnkosten nämlich.
Das gilt allen voran für die Gesellschaft Ryanair, die vom Flughafen Charleroi aus operiert. Das Personal von Ryanair hat seinen Verwaltungssitz in Irland, für die Mitarbeiter gilt irisches Recht. Das ist denn auch das zweite Problem, mit dem Brussels Airlines konfrontiert ist: eben der Wettbewerbsnachteil, der durch die hohen Lohnnebenkosten in Belgien entsteht.
Das Unternehmen befindet sich also in einer Zwangslage. Drastisch ausgedrückt würde Brussels Airlines wohl noch Verluste machen, wenn alle Flugzeuge immer voll besetzt sind. Klar, dass das nicht so weitergehen kann und dass die Gerüchteküche brodelt. Das Wirtschaftsmagazin Trends-Tendances sorgte dann für einen Paukenschlag mit der Meldung, Brussels Airlines könnte bis zu 700 Arbeitsplätze abbauen. Damit wäre einer von fünf Jobs gefährdet.
"Spürbare Anpassungen"
"Unsinn", dementierte sogleich die Geschäftsführung. Das sei reine Spekulation, ließ ein Sprecher wissen. Etienne Davignon, Aufsichtsratspräsident von Brussels Airlines, brandmarkte die Meldung von Trends-Tendances gleich als "unverantwortlich". Das Magazin habe die Fakten nicht überprüft und nicht bei den Verantwortlichen nachgefragt. So seien Ängste geschürt worden, die absolut nachvollziehbar, aber eben unbegründet seien.
Dennoch wird Brussels Airlines an der Personalschraube drehen müssen. Nicht umsonst hatte Etienne Davignon, Aufsichtsratspräsident von Brussels Airlines, schon im Frühjahr die Alarmglocke gezogen. Um langfristig bestehen zu können, brauche man Rahmenbedingungen, die mit denen in Irland vergleichbar sind. Anders gesagt: Entweder Belgien senkt die Lohnnebenkosten, oder Brussels Airlines sieht sich gezwungen, seinen Firmensitz zu verlegen. An einer Umstrukturierung führt denn wohl auch kein Weg vorbei. Doch Vorsicht, sagt Etienne Davignon: "Umstrukturierung" heißt nicht automatisch Arbeitsplatzabbau.
Um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern, werde es aber spürbare Anpassungen geben. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung L'Echo soll dem Kabinenpersonal eine Teilzeit-Regelung angeboten werden. Demnach würden zum Beispiel Arbeitsverträge für die Dauer der Wintermonate ausgesetzt, in denen weniger geflogen wird.
Aufsichtsratspräsident Etienne Davignon scheint Überlegungen in diese Richtung indirekt zu bestätigen, wenn er sagt: Wir werden mit dem Personal über eine langfristig angelegte Lastenverteilung diskutieren.
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