Zuvor hatte der Kassationshof die Einsprüche gegen das Urteil des Strafvollstreckungsgerichtes von Mons verworfen, das am vergangenen 31. Juli dem Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stattgegeben hatte. Vier Stunden nach der Bekanntmachung der Entscheidung des Kassationshofes verließ Martin das Brüsseler Frauengefängnis.
Frauengefängnis Berkendael in Brüssel, 20:30 Uhr am Dienstagabend: Für Michelle Martin öffnen sich die Gefängnistore. 16 Jahre hat sie hinter Gittern verbracht. Seit diesen unseligen August-Tagen 1996, als die Dutroux-Affäre ans Licht kam.
2004 war sie als Mittäterin zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Es war schließlich Michelle Martin, die unter anderem Julie und Melissa im Kellerverlies von Marc Dutroux verhungern ließ.
Und jetzt ist sie frei. Zwei Stunden nach Verlassen des Gefängnisses traf sie in Malonne ein, übrigens an Bord eines anderen Autos. Begleitet wurde sie von Beamten einer Eliteeinheit. In Malonne wurde sie empfangen von einer wütenden Menge.
In Malonne wird sich Michelle Martin jetzt ins örtliche Klarissenkloster zurückziehen. Das ist das Kernstück der Bewährungsauflagen. Ferner darf sie nicht die Provinzen Limburg und Lüttich betreten, darf nicht mit den Medien oder den Dutroux-Opfern Kontakt aufnehmen und muss ihre Therapie fortsetzen. Begleitet wird Martin in den nächsten zehn Jahren von einem Bewährungshelfer.
Im Prinzip darf sie die Klostermauern verlassen. Aus Sicherheitsgründen dürften die Klosterschwestern aber zunächst davon absehen, Martin den Ausgang zu erlauben. Verstößt sie gegen die Bewährungsauflagen, dann kann gegebenenfalls die Freilassung aufgehoben werden.
Bild: Nicolas Lambert (belga)