Fest steht: Im Kernkraftwerk Doel hat die Föderale Agentur für Nuklearkontrolle (FANK) Materialfehler festgestellt. Wie schwerwiegend diese sind, das muss noch geklärt werden. Nicht auszuschließen ist aber, dass der Reaktor Doel 3 abgeschaltet bleiben könnte. Und, weil der Meiler Tihange 2 nahezu baugleich ist, droht im Extremfall sogar die Abschaltung eines zweiten Reaktors.
Wie wahrscheinlich sind diese Krisenszenarios? Wie gefährlich sind die Probleme eigentlich? Das BRF-Studio Brüssel fragte denjenigen, der es wissen muss: Manfred Schrauben. Der aus Ostbelgien stammende Schrauben ist schließlich der Leiter der zuständigen Abteilung "Anlagen und Abfall" bei der Föderalen Agentur für Nukleare Sicherheit, FANK.
Erste Erkenntnis: Gefunden wurden keine eigentlichen Risse, Manfred Schrauben spricht von "Materialfehlern", und zwar in der Stahlwand der Reaktorhülle. Und die sind schon bei der Produktion in den 70er Jahren entstanden, aber erst mit den modernen Messgeräten von heute entdeckt worden. Fest steht bislang, dass im Reaktor Doel 3 zwei oder drei Stahlringe in dieser Wand fehlerhaft sind. Solche Ringe wurden auch an andere AKW in der Welt geliefert: in die USA, nach Holland, Deutschland und Schweden. Ob dort auch Materialfehler vorliegen, muss erst noch analysiert werden.
Was bedeutet das für Doel 3? Ist der Betrieb des Reaktors zu gefährlich? Muss er abgeschaltet bleiben? Manfred Schrauben als der zuständige Nuklearkontrolleur will sich da noch nicht festlegen. Die Entscheidung werde erst getroffen, wenn alle Elemente auf dem Tisch liegen. Der Generaldirektor der FANK, Willy De Roovere, dagegen hatte kürzlich gesagt, er sei skeptisch, dass Doel 3 überhaupt nochmal ans Netz gehen könnte, woraufhin Vizepremierminister Vande Lanotte der Behörde Panikmache vorwarf.
Willy De Roovere soll übrigens nach Presseberichten noch in den nächsten Wochen ersetzt werden. Im Grunde müsste er schon im Ruhestand sein, sein Mandat wurde aber aus diversen Gründen verlängert. Aussichten auf De Rooveres Nachfolge hat übrigens auch der Ostbelgier Manfred Schrauben.
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