Justizministerin Annemie Turtelboom hat eine Verschärfung der Politik der vorzeitigen Haftentlassung versprochen. Sie reagierte damit auf die Kundgebung gestern in Brüssel gegen die mögliche Freilassung von Michelle Martin.
5.000 Menschen hatten in den Straßen von Brüssel gegen die drohende vorzeitige Haftentlassung der Dutroux-Komplizin und Ex-Frau protestiert. Turtelboom hatte im Anschluss eine Delegation der Veranstalter zu einem Meinungsaustausch empfangen.
Aufgerufen zu der Kundgebung hatten Jean-Denis Lejeune, der Vater der von Dutroux entführten und getöteten Julie, sowie Paul Marchal, der Vater der toten Ann. Angeschlossen hatte sich auch Laetitia Delhez, die ihre Gefangenschaft in Dutroux' Keller überlebte.
Jean-Denis Lejeune forderte insbesondere eine Reform der Politik der vorzeitigen Haftentlassungen. Und Justizministerin Turtelboom will auf diese Forderungen eingehen: zunächst sollen die Opfer von Verbrechen stärker in den Entscheidungsfindungsprozess miteinbezogen werden, also dann, wenn es um die Frage geht, ob ein Verbrecher vorzeitig entlassen werden soll.
Generell soll in besonders schweren Fällen eine vorzeitige Haftentlassung erst möglich sein, wenn die Hälfte der Strafe verbüßt wurde, drei Viertel für Wiederholungstäter. Das steht auch schon im Regierungsabkommen. Turtelboom hofft, dass der entsprechende Gesetzesvorschlag noch Ende dieses Jahres vom Parlament verabschiedet werden kann. Die Organisatoren der Kundgebung, angefangen bei Jean-Denis Lejeune und Paul Marchal, reagierten zufrieden auf die Ankündigung.
vrt / jp - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)