Allerdings ist die Kundgebung nicht gegen den Haupttäter Dutroux gerichtet, sondern gegen seine Ex-Frau Michelle Martin, die als Komplizin vier Kinder auf dem Gewissen hat: Julie und Melissa ließ sie in Dutrouxs Kellerverlies verhungern, während dieser im Gefängnis saß, und auch gegen die Ermordung von An und Eefje hat sie nichts unternommen.
Die Hinterbliebenen der Opfer wollen und können einfach nicht hinnehmen, dass diese Michelle Martin, die zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, nach nur 16 Jahren Haft vorzeitig freigelassen werden soll, nachdem sich die Klarissenschwestern des Klosters von Malonne bereit erklärt haben, sie in ihrer Mitte aufzunehmen.
Die Initiative kommt vom Vater eines der ermordeten Dutroux-Opfer, nämlich Jean-Denis Lejeune. Ihm haben sich sofort Paul Marchal angeschlossen, dessen Tochter ebenfalls von Dutroux umgebracht wurde, sowie Laetitia Delhez, die ebenfalls von dem Kinderschänder entführt wurde, jedoch am 15. August 1996 sozusagen in letzter Minute befreit werden konnte. Diese drei gelten als die Initiatoren der Kundgebung und werden am Sonntag in vorderster Front in Brüssel mit dabei sein. Der Start ist für 14 Uhr am Brüsseler Nordbahnhof vorgesehen.
Die vorzeitige Haftentlassung
Im Augenblick ist es so, dass Strafgefangene bei guter Führung und bei Vorlage eines gesellschaftlichen Integrationsprojektes bereits nach einem Drittel der verbüßten Strafe eine vorzeitige Haftentlassung beantragen können. Ob diese gewährt wird, darüber entscheidet ein sogenanntes Strafvollstreckungsgericht.
Mit der Kundgebung möchte man in diesem Zusammenhang zwei Dinge erreichen, nämlich erstens dass die Hinterbliebenen von diesem Strafvollstreckungsgericht angehört werden, bevor dieses über eine vorzeitige Freilassung entscheidet. Und zweitens möchte man durchsetzen, dass die vorzeitige Freilassung für jene, die besonders schwere Verbrechen begangen haben, erschwert wird, also nicht bereits nach einem Drittel der verbüßten Strafe in Frage kommt. Die Regierung hat eine entsprechende Gesetzesinitiative bereits angekündigt, doch bisher ist es bei diesem Versprechen geblieben.
Jean-Denis Lejeune hat ausdrücklich betont, dass es sich bei der Kundgebung nicht um eine Neuauflage des Weißen Marsches vom Oktober 1996 handelt, bei dem weit über 300.000 Menschen mit dabei waren. Er selbst hat auch keine Ahnung, wie viele am Sonntag nach Brüssel kommen werden, doch geht man davon aus, dass es doch einige Tausend sein könnten.
Prozedurfehler?
Was Frau Martin angeht, so hat sich das Strafvollstreckungsgericht zwar für eine Freilassung ausgesprochen, doch haben inzwischen sowohl die Staatsanwaltschaft von Mons als auch einige Eltern von Dutroux-Opfern Berufung dagegen eingelegt, indem sie verschiedene Prozedurfehler geltend machen. Unter anderem monieren sie, dass die Präsidentin des Strafvollstreckungsgerichts in ihrer Funktion als Ersatzvorsitzende gar nicht ernannt war, als über die vorzeitige Entlassung entschieden wurde.
Folglich muss nun der Kassationshof die definitive Entscheidung treffen: Wenn er entscheidet, dass tatsächlich ein Prozedurfehler vorliegt, dann muss der Fall von einem anderen Strafvollstreckungsgericht erneut behandelt werden. Stellt der Kassationshof hingegen keinen Prozedurfehler fest, dann kann Michelle Martin das Gefängnis verlassen, vorausgesetzt die Klarissenschwestern von Malonne sind weiter bereit, sie in ihrer Mitte aufzunehmen.
Bild: Bruno Fahy (belga)
Würde mir wünschen wenn der BRF am Sonntag dabei wäre und in den Nachrichten hierüber berichten würde. Auch unsere Politiker sind hier aufgefordert teilzunehmen. Vor allen Dingen unsere Regionalabgeordneten die es versäumt haben hier die Gesetzestexte so abzuändern dass eine vorzeitige Haftentlassung von Frau MARTIN unmöglich wurde.
genauso sehe ich das auch Herr Brodel.
Ich persönlich finde es auch wirkich sehr schade, dass der BRF, oder die Medien nicht mitteilen wo und wann genaud diese Kundgebung statt finden soll! 🙁
Ecke Boulevard Albert II und Boulevard Leopold II um 14:00 Uhr