Roger Vangheluwe hat sich zurückgezogen, er hält sich derzeit anscheinend in einem Kloster im südfranzösischen Lyon auf.
Vor rund zweieinhalb Jahren, im April 2010, war ans Licht gekommen, dass der damalige Bischof von Brügge jahrelang seinen Neffen sexuell missbraucht hatte. Ein Jahr später gab er in einem Interview selbst zu, dass er daneben noch einen zweiten Neffen missbraucht hatte.
Nach besagtem Fernsehinterview häuften sich bei der Justiz zum Teil anonyme Klagen. Im Mittelpunkt stand vor allem das Haus Godtschalck in Loker in Westflandern. Noch in den 90er Jahren war dort ein Waisenhaus angesiedelt, Vangheluwe soll ein und aus gegangen sein. Und er soll dabei auch einen mitunter zu intimen Umgang mit Minderjährigen gehabt haben.
Damals blieb es bei Vermutungen. Jetzt hat ein Mann, der in den 90er Jahren im Haus Godtschalck gewohnt hat, aber Klage gegen Vangheluwe eingereicht. Vangheluwe soll ihn über Jahre missbraucht haben. Das erste Mal, als das Opfer acht Jahre alt war. Der Mann sitzt derzeit im Gefängnis. Er soll unter schweren psychischen Störungen leiden, die möglicherweise die Folge des sexuellen Missbrauchs sind.
Die Sache ist wahrscheinlich verjährt - vor dem Kirchenrecht möglicherweise jedoch nicht. Die Frist für sexuelle Straftaten durch Geistliche wurde jüngst verschärft. Täter können bis zu 20 Jahre nach dem 18. Geburtstag ihres Opfers belangt werden.
Das Kinderheim reagierte mit Erstaunen auf die Berichte. Der heutige Leiter des Kinderhauses sagte, von derartigen Vorwürfen habe er nichts gewusst. Er wolle aber zur Aufklärung beitragen.
vrt/jp - Bild: belga