In Flandern sorgt ein Thema seit gestern für Aufregung: Die Überläufer vom rechtsextremen Vlaams Belang zur N-VA. Die Zeitungen sind voll damit.
Auslöser der Debatte war der Aufschrei des liberalen Politikers Patrick Dewael. Er hatte die N-VA als „neue Plattform für Rechtsextremisten“ bezeichnet.
Früher oder später kämen die rechten Ansichten ans Tageslicht, erklärt Dewael. Der Rassismus, das sei wie ein schleichendes Gift, das irgendwann auch das Gewebe angreife. Und die N-VA unternehme offenbar nur wenig dagegen.
In den letzten Wochen und Monaten haben knapp 50 Vlaams Belang-Mandatare das Parteibuch gewechselt und sind zur N-VA übergelaufen, unter ihnen auch Jurgen Ceder.
Der war schon damals im mittlerweile verbotenen Vlaams Blok aktiv und hatte in den 1990er Jahren das fremdenfeindliche 70 Punkte-Programm der Partei mitverfasst und als treuer Parteisoldat verteidigt. Jetzt distanziere er sich allerdings davon. Seine rassistische Gesinnung von damals habe er abgelegt, erklärt Jurgen Ceder.
Können 40 Neuzugänge die N-VA vergiften?
Auch die N-VA habe das festgestellt und ihn in ihre Reihen aufgenommen, nach sorgfältiger Prüfung, wie die Parteiführung der Nationalisten erklärt. Sie sieht in der aktuellen Debatte reines Wahlkampfgetöse. Im Grunde genommen gehe es um 40 Neuzugänge vom Vlaams Belang und die könnten den inhaltlichen Kurs der Partei nicht verändern - schließlich zähle die N-VA mittlerweile fast 34.000 Mitglieder, so Bart De Wever heute auf der Internetseite seiner Partei.
Auch Fraktionssprecher Ben Weyts betont: Die ehemaligen Vlaams Belang-Anhänger hätten mit der Vergangenheit gebrochen. Einige in der VLD hätten ein Problem mit der Erfolgswelle der Nationalisten und mit den eigenen schlechten Umfragewerten und wollten deshalb die N-VA mit allen Mitteln schlecht machen und ihr schaden.
Mittlerweile hat die Diskussion um die Überläufer auch die anderen Parteien im Brüsseler Regierungsviertel erreicht. Von CD&V, SP.A und den Grünen gibt es Anerkennung für die mahnenden Worte von Patrick Dewael. Und der warnt weiter vor den Risiken von Extrem-Rechts. Sein Großvater sei in einem Konzentrationslager umgekommen. Die rassistische Gefahr dürfe man nicht unterschätzen - auch heutzutage nicht.
Bild: Filip Claus (belga)