Im vergangenen Jahr ist in Belgien gestreikt worden wie schon lange nicht mehr. Das berichtet heute die Zeitung Le Soir.
Demnach wurden 2011 insgesamt über 380.000 Streiktage gezählt. Das sind mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.
Hintergrund sind insbesondere die Sparmaßnahmen der Regierung. Und auch das laufende Jahr ist von ungewöhnlich vielen Protestaktionen geprägt.
Belgien ist als streikfreudiges Land bekannt und die Tendenz weist wieder in die falsche Richtung. Seit 2005 hat es nicht mehr so viele Arbeitsausstände gegeben. Damals gab es Proteste gegen den Generationenpakt der Regierung Verhofstadt, und damals wurden über 600.000 Streiktage gezählt.
Den absoluten Rekord in den letzten 20 Jahren gab es im Jahr 1993: an über 900.000 Tagen wurde gestreikt. Hintergrund war damals der so genannte Globalplan der Regierung Dehaene.
Im vergangenen Jahr haben vor allem zwei Phänomene das soziale Klima großflächig vergiftet: zum einen die Sparmaßnahmen der Regierung, aber auch die Serie von gewaltsamen Übergriffen in öffentlichen Verkehrsmitteln, die zu einer Reihe von Protestaktionen geführt hat, insbesondere bei der wallonischen TEC und der Brüsseler STIB.
Flandern ist weniger von Streiks betroffen als die Wallonie und Brüssel. Nur ein Viertel der bestreikten Betriebe liegt in Flandern, vier von zehn haben ihren Hauptsitz in Brüssel, ein Drittel in der Wallonie.
Bild: belga