Der belgische Immobilienmarkt ist überbewertet. Einer Untersuchung der Nationalbank ergab, dass die Häuser in Belgien mindestens 15 Prozent zu teuer sind.
Als Grund nennt die Nationalbank in erster Linie die nach wie vor günstigen Zinsen. Sie sorgen dafür, dass viele Belgier in ein Haus investieren und vor einem Kredit nicht zurückschrecken. Vor zehn Jahren hatten die Belgier Baukredite für insgesamt 70 Milliarden Euro. Zurzeit liegt diese Summe doppelt so hoch.
Ein zweiter Grund für die erhöhte Kaufbereitschaft im Immobiliensektor ist die Tatsache, dass es an den Börsen seit geraumer Zeit bereits nicht gut läuft, und folglich viele Belgier ihr Geld für den Kauf eines Hauses verwenden, von dem sie sich eine höhere oder zumindest eine gesicherte Rendite versprechen. Dadurch ist die Nachfrage nach Immobilien gestiegen, und eine erhöhte Nachfrage hat bekanntlich zwangsläufig höhere Preise zur Folge.
Trotzdem, so ist von vielen Maklern zu hören, läuft der Verkauf zurzeit recht gut. Seit Anfang 2011, so betont ein Brüsseler Makler, ist die Nachfrage nach Häusern, nicht zuletzt aufgrund der günstigen Zinsen, wieder deutlich gestiegen. Das Geschäft läuft jedenfalls recht gut.
Nach Ansicht der Nationalbank könnten die Preise in absehbarer Zeit aber wieder fallen. Zum Teil sei dies bereits jetzt zu spüren, denn man stellt fest, dass viele Häuser sich seit einigen Monaten nicht mehr so schnell verkaufen lassen, was die Verkäufer dazu veranlasst, den Preis zu senken. Eine gute Entwicklung, die auch dafür sorgen müsste, dass es eine Immobilienblase - wie man sie seinerzeit in den Vereinigten Staaten gekannt hat und zurzeit noch in Spanien sieht - bei uns nicht geben dürfte. Dies umso mehr, als in Belgien in den vergangenen Jahren längst nicht so viel gebaut wurde, wie in den eben genannten Ländern.
Wirtschaftskrise
Die Zahl derer, die sich zurzeit schwer tun, ihre monatlichen Raten zurückzuzahlen, hält sich in Grenzen. Nach Angaben der Nationalbank laufen gegenwärtig zweieinhalb Millionen Bau-Darlehen. Bei 43.000 davon gibt es erheblich Probleme mit der Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer. Und das ist, gemessen an der großen Zahl der Kredite eigentlich nicht besonders viel, zumal in jüngster Zeit festzustellen ist, dass die Zahl der relativ jungen Hauskäufer gestiegen ist. Immer mehr junge Paare entscheiden sich für den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung, um dann in einer gewissen Anzahl von Jahren in den eignen vier Wänden zu wohnen, statt eine Miete zu zahlen.
Natürlich besteht die Gefahr, dass die belgischen Banken, falls die Zahl der nicht-zahlungsfähigen Kreditnehmer in Folge der Krise zunehmen sollte, eines Tages in Schwierigkeiten geraten. Deshalb hat die Nationalbank die Banken dazu aufgerufen, Hauskredite nicht allzu leicht zu vergeben. Das heißt konkret: Die Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer genau zu prüfen.
Sollte nämlich eines Tages die Nachfrage nach Häusern stark zurückgehen, dann werden natürlich auch die Preise sinken, und dann würden die Banken die Häuser, deren Besitzer den Kredit nicht mehr zurückzahlen können, mit mehr oder weniger großem Verlust verkaufen müssen. Deshalb die Warnung der Nationalbank, bei der Kreditvergabe besonders vorsichtig zu sein.
Bild: belga