Drei Monate nach dem tödlichen Unfall des belgischen Schulbusses in der Schweiz fahnden die Ermittler noch immer nach der Ursache. Die Untersuchungen konzentrieren sich auf den 34-jährigen Fahrer. Das teilte der zuständige Staatsanwalt des Schweizer Kantons Wallis, Olivier Elsig, am Freitag in Brüssel mit. Zuvor hatte er Angehörige der Unfallopfer getroffen. Als mögliche Unfallursachen blieben menschliches Versagen oder Krankheit.
Bei dem Unfall in einem Schweizer Tunnel waren am 13. März 28 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen belgische Schulkinder auf einer Klassenfahrt in die Schweiz.
Erst zwei Minuten, bevor der Bus in die Tunnelwand nahe Siders krachte, hatte der zweite Fahrer das Steuer übernommen. Dass er bereits nach so kurzer Zeit eingeschlafen sein könnte, halten die Ermittler für unwahrscheinlich.
Keinen Alkohol im Blut
Der Mann hatte laut Elsig keinen Alkohol im Blut und fuhr die vorgeschriebenen 100 Kilometer pro Stunde. "Die Ruhezeiten sind genauestens eingehalten worden", sagte der Staatsanwalt. Auch am Tunnel sei nichts auszusetzen: Er sei gut beleuchtet gewesen, die Fahrbahn trocken.
Kaum drei Sekunden vor dem fatalen Aufprall hatte der Bus den rechten Bordstein berührt und war 75 Meter weiter gegen die rechte Tunnelwand geprallt. Warum das Fahrzeug danach nicht abgebremst worden sei, werde untersucht, teilte Elsig mit. Die Bremsen wie auch das Fahrzeug insgesamt seien allerdings völlig in Ordnung gewesen, die Reifen seien nicht geplatzt. Der Bus sei nach der Berührung mit der Fahrbahnkante nicht wesentlich ins Schlingern geraten.
Die Untersuchungen konzentrieren sich nun auf den Fahrer und seinen Gesundheitszustand. Das Schweizer Ermittlerteam habe die Krankenakten geprüft und weitere toxikologische Untersuchungen angeordnet. Dabei könnte beispielsweise die Konzentration von Medikamenten im Blut geprüft werden, erklärte Elsig. Dies werde noch mindestens drei Monate in Anspruch nehmen.
Auch eine Botschaft der Betroffenen und ihrer Angehörigen übermittelte der Schweizer an die Presse: Sie bitten darum, ihre Privatsphäre zu respektieren. "Soweit ich weiß, geht es ihnen relativ gut."
dpa/fs - Bild: Dirk Waem (belga)