Beim sogenannten Exorzisten-Prozess in Brüssel sind die beiden Hauptangeklagten gestern Abend zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Die vier anderen Mitangeklagten bekamen Freiheitsstrafen von drei bis fünf Jahren - allerdings auf Bewährung.
2004 hatten die sechs Angeklagten die damals 23-jährige Latifa Hachmi in einem islamischen Ritual zu Tode gefoltert. Einen Monat lang hatten die Folterungen gedauert, dann starb die junge Frau.
Insgesamt drei Frauen und drei Männer hatten das islamische Ritual zur Vertreibung von Teufeln und Dämonen - die sogenannte Roqya - durchgeführt, weil die damals 23-Jährige keine Kinder bekommen konnte. Sie wollten die „bösen Geister“ aus dem Körper der jungen Frau vertreiben.
Der Ehemann und ein zum Islam konvertierter Belgier erhielten die höchsten Strafen: Jeweils neun Jahre Haft, weil sie auch für den Tod von Latifa verantwortlich sind. Die vier Mitangeklagten haben sich zwar auch schuldig gemacht, aber nur der Folterung, und erhalten Bewährungsstrafen von drei bis fünf Jahren. „Viel zu wenig“, erklärten die Angehörigen der Getöteten.
Auch die Staatsanwaltschaft hatte höhere Strafen gefordert. Für die Geschworenen liegen die Taten aber schon zu lange zurück. Zwischen dem Tod der jungen Frau und dem Prozess sind ganze acht Jahre verstrichen.
dpa/sh - Bild: Bruno Fahy (belga)