Bei den Notrufzentralen der Polizei drohen ab dem Wochenende Streiks. Ab Sonntag wollen die Mitarbeiter der Notrufzentralen mit den Nummern 101 und 112 die Arbeit niederlegen. Sie protestieren damit gegen akuten Personalmangel.
Im Dezember 2011 hatte das Innenministerium die Anstellung von 80 Personalmitgliedern zugesagt. Das Versprechen ist bisher nicht eingelöst worden. Weil alle Gespräche mit Innenministerin Milquet erfolglos verlaufen sind, greifen die Mitarbeiter jetzt zu den Warnstreiks.
Nach Angaben der Telefonisten ist die Situation kaum noch zu ertragen. Weil Personal fehlt, müssen doppelte Schichten gefahren oder mehr Anrufe beantwortet werden - bis zu 150 Notrufe pro Schicht. Die Mitarbeiter geben zu bedenken: Es ist ja kein klassisches Callcenter, bei jedem Anruf ist volle Konzentration gefragt und meistens stehen die Anrufer unter Schock. Die Telefonisten müssen Angaben an Polizei und Rettungsdienst weitergeben, die so genau wie möglich sind, damit die Hilfe auch gut und schnell ankommt.
Um den Notruf nicht lahm zu legen, haben die Mitarbeiter ihre Warnstreiks schon jetzt angekündigt, damit das Innenministerium nach Alternativen suchen kann. Und die hat die Behörde auch gefunden: Sollte ab Sonntag wirklich gestreikt werden, übernimmt Zivilpersonal der Polizei die Notrufnummern. Die Behörden wollen vor allen Dingen Chaos vermeiden und ihrer Sicherheitspflicht nachkommen.
Landesweit arbeiten 250 Menschen in den Notrufzentralen. Insgesamt gibt es elf in Belgien: Eine in jeder Provinz und eine Notrufzentrale in Brüssel. Ab Sonntag soll jeden Tag in einer anderen Zentrale gestreikt werden.
Mehr deutschsprachiges Personal in Notrufzentralen geplant
In den Notrufzentralen der Nummer 100 der Provinz Lüttich soll es bald mehr deutschsprachiges Personal geben. Derzeit läuft eine Rekrutierungsprozedur, um zwei neue Mitarbeiter einzustellen. Das erfuhr die Eupener Föderalabgeordnete Kattrin Jadin von Innenministerin Joëlle Milquet.
Rund jeder zehnte Anruf in den Notrufzentralen der Provinz Lüttich ist auf Deutsch. Dabei ist nicht zu jeder Tageszeit ein Mitarbeiter verfügbar, der über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt.
Um die Zeit bis zur Neuanstellung von deutschsprachigem Personal zu überbrücken, habe Ministerin Joëlle Milquet veranlasst, einen Mitarbeiter des Polizeinotrufs 101 in die Zentrale des Notrufs 100 zu versetzen.
mitt/alk/est/okr - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)