Bei der Generalversammlung am Mittwoch wurden die Dexia-Manager und Aufsichtsräte entlastet. Frankreich hatte massiv dafür gestimmt, Flandern dagegen.
Vor allem die N-VA, die in Flandern ja mitregiert, wollte damit ein Zeichen setzen. Die Föderalregierung allerdings wollte die Franzosen nicht brüskieren und keinen Frontalangriff gegen Paris fahren, aber auch nicht intern für Schwierigkeiten sorgen und hat sich deshalb enthalten.
Die Enthaltung Belgiens und das flämische Nein verstehen die Franzosen nicht. Sie sehen das als Vertrauensbruch und deswegen hat Paris erst mal die Ernennung eines Belgiers an die Spitze von Dexia verschoben. Bei der Zerschlagung der Bankengruppe war vereinbart worden, dass ein Belgier Ende Juni das Kommando bei der Dexia übernimmt.
Die Ernennung hat symbolischen Wert - immerhin bürgt Belgien für 60 Prozent der maroden Holding - das sind über 50 Milliarden Euro. Außerdem will man die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Damals war ja massiv belgisches Spargeld nach Frankreich abgezogen worden und für riskante Geschäfte benutzt worden.
Karel De Boeck
Die Regierung hat sich zu Beginn der Woche auf den erfahrenen Banker Karel De Boeck als Nachfolger für Pierre Mariani an der Spitze von Dexia ausgesprochen. De Boeck ist 63 Jahre alt und er hat Erfahrung, was das Management von Finanzhäusern in Krisenzeiten angeht. 2008 war er Manager bei der Fortis-Bank, die er damals aus dem Problemen geholt hat.
Das raue Fahrwasser ist De Boeck also gewöhnt, wobei die Dexia-Aufgabe besonders schwierig werden dürfte. Dexia ist die Rest-Bank mit den faulen Papieren, sie gilt als das erste Opfer der Schuldenkrise und fährt hohe Verluste ein. Hier gilt es, die Holding so über Wasser zu halten, dass die Staatsgarantien nicht zum Greifen kommen, denn das könnte unabsehbare finanzielle Folgen für Belgien, aber auch für Frankreich haben. Außerdem steht eine Kapitalerhöhung im Raum.
Eigentlich war die Ernennung längst beschlossene Sache, doch nach den Spannungen besteht zwischen Brüssel und Paris Klärungsbedarf. Unklar ist derzeit auch noch die Entlassungs-Vergütung von Pierre Mariani. Belgien will nichts zahlen, laut Vertrag stehen dem aktuellen Dexia-Chef aber 1,2 Millionen Euro zu.
Archivbild: Jorge Dirkx (belga)