Ein Prozent: Bei BNP-Paribas-Fortis bekommt der gemeine Sparer derzeit - zumindest auf seinem ganz normalen Sparbuch - unterm Strich Zinsen von einem Prozent: 0,75 Prozent Basiszinssatz plus eine Treueprämie von 0,25 Prozent.
"Wer 1000 Euro auf dem Sparkonto hat, der hat ein Jahr später 1010 Euro", dröselt Nicolas Claeys von der Verbraucherschutzorganisation Test Achats das Ganze für Schnellrechner nochmal auf. 10 Euro Zinsen auf 1.000 Euro - naja, große Sprünge macht man damit wirklich nicht.
1010 Euro, das sei aber immer noch nur die halbe Wahrheit, sagt Nicolas Claeys: Wenn man die Inflation mitberechne, dann bleiben von besagten 1000 Euro Grundeinsatz am Ende - trotz Zinsen - 985 Euro. Also in der Tat: Wer sein Geld auf einem Sparbuch parkt, der verliert. Die Inflation beläuft sich auf rund zweieinhalb Prozent, Rendite ist ein Prozent. Die Schere ist offensichtlich.
Und der Zinsschritt von BNP-Paribas-Fortis war wohl nur der Anfang, die anderen dürften bald nachziehen, sind sich Fachleute sicher. Denn das Ganze kommt nicht von ungefähr. Die niedrigen Zinsen sind quasi eine direkte Folge der derzeitigen wirtschaftlichen Lage.
So schnell wird sich nichts ändern
Erste Tatsache: Die Wirtschaft stagniert, wenn sie nicht gar schrumpft. In der Folge machen die Notenbanken das Geld so günstig wie möglich, eben um Investitionen in die Wirtschaft zu ermuntern. Und nicht nur über Kredite - Beispiel: wenn es für Unternehmen keinen Sinn macht, ihr Geld zu bunkern, dann investieren sie es vielleicht schneller. Gleiches gilt für den Privatmann: statt dass das Geld auf dem Konto quasi schmilzt wie Schnee in der Sonne, steckt man es vielleicht eher in eine Immobilie oder in Renovierungsarbeiten.
Zweite Tatsache: der allgemeine Kontext insbesondere in Europa. Man könnte es ja fast vergessen haben, aber einen Moment lang stand die Eurozone ja doch irgendwie auf der Kippe, und mit ihr insbesondere die Europäische Bankenwelt. Wegen der Schuldenkrise und den damit verbundenen Zweifeln in puncto Kreditwürdigkeit war es ja zwischenzeitlich wieder so, dass sich die Geldhäuser untereinander kein Geld mehr leihen wollten.
Die Europäische Zentralbank reagierte, indem sie den europäischen Banken gleich zwei Mal innerhalb von drei Monaten Geld quasi zum Freundschaftspreis geliehen hat. Hier ging es um unfassbare 1000 Milliarden Euro. Man hat den Markt also quasi mit Geld überflutet, weil man einen so genannten "Credit Crunch" (eine Kreditklemme, eine Situation, in der Unternehmen kein Geld mehr von der Bank bekommen und die Wirtschaft quasi blockiert), verhindern wollte.
Belgier eher "konservativ"
Resultat von all dem: Viel Geld ist im Umlauf, sehr viel Geld, zu viel Geld. Da greift das Prinzip "Angebot und Nachfrage" - gibt es etwas im Überfluss, dann sinkt auch sein Preis. Und das erklärt dann eben auch die niedrigen Zinsen. Wer eins und eins zusammenzählt, der weiß auch: Wenn die niedrigen Zinsen eine Folge der wirtschaftlichen Lage sind, und diese wirtschaftliche Lage sich wahrscheinlich so schnell nicht verbessert, dann kann man sich erstmal auf Zinsen um die ein Prozent einstellen. Also wird sich erstmal nicht viel ändern.
Was also dem gemeinen Sparer anraten? "Da gibt es ja zum Beispiel noch kleinere Banken, die durchaus lukrativere Zinssätze anbieten - bis zu 2,5 Prozent, also mehr als doppelt so viel wie die großen", sagt Nicolas Claeys von Test Achats. Und neben dem Sparbuch gibt es natürlich noch diverse andere Anlageformen.
Ob das für den Belgier eine Alternative ist? Fakt ist: Von nichts kommt nichts. Der Belgier gilt ja ohnehin schon als Sparweltmeister. Im Augenblick beläuft sich das gesamte Sparguthaben der Belgier nach Angaben der Nationalbank auf stolze 222 Milliarden Euro - über den Daumen fast zwei Drittel der Staatsschuld. Tendenz steigend.
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