Der tragische Brand im westflämischen Wingene sorgt seit gestern auch in der Politik für Reaktionen.
Zwei polnische LKW-Fahrer waren bei dem Feuer am Wochenende ums Leben gekommen - zwei weitere wurden verletzt. Die Polen waren bei einem belgischen Spediteur unter Vertrag.
Jetzt werden viele Fragen laut - unter anderem was die Arbeitsbedingungen dieser Menschen angeht.
Nur eine Person gemeldet
Offiziell ist an der Adresse des Schuppens eine Person gemeldet, offenbar war es aber so, dass mehr als zehn polnische Fahrer dort "hausiert" haben. Den Behörden war das schon etwas länger aufgefallen. Deswegen hatten sie vergangene Woche auch zwei Beamte zur Kontrolle dorthin geschickt. Allerdings ohne Ergebnis, ihnen wurde der Zutritt verwehrt.
Der beschuldigte Spediteur weist alle Vorwürfe von sich. Über seinen Anwalt ließ er verlauten, dass von Ausbeutung überhaupt nicht die Rede sein könne. Die Polen seien EU-Bürger und auch vertraglich bei ihm angestellt. Gewerkschaftsvertreter und Staatssekretär Crombez hatten dem Unternehmer vorgeworfen, er würde die Arbeiter illegal beschäftigen.
Was die Kontrolle in der abgebrannten Lagerhalle angeht, da sagte der Spediteur, er habe nichts von einer Kontrolle durch die Wohninspektion gewusst und auch nicht, dass ihnen der Zutritt zum Gebäude verweigert wurde.
Missstände
Die Konkurrenz im Transportsektor ist sehr groß, auch der Arbeitsdruck. Und seit ein paar Jahren kommen immer mehr Fahrer aus osteuropäischen Länder nach Westeuropa. Sie sind teilweise hier beschäftigt, teilweise über Scheinfirmen hiesiger Spediteure, aber auch bei osteuropäischen Firmen, die auf den Markt strömen. Die Firmen zahlen ihren Fahrern oft nur Dumpinglöhne.
Der für Betrugsfragen zuständige Staatssekretär John Crombez weiß, dass es im Transportsektor viele Missstände gibt, dass belgische Unternehmen Fahrer zu sehr schlechten Konditionen einstellen, an fragwürdigen Orten unterbringen, usw. Er habe vor ein paar Monaten strengere Kontrollen angekündigt und sei nicht ernst genommen worden, sagt der Staatssekretär. Leider müssten solche Unglücke passieren, damit irgendwas geschieht.
vrt/rtbf/jp - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)