In diesem Jahr wurde der Parcours der Flandernrundfahrt - nach Meinung einiger Radsportfans "dramatisch" - verändert. Es gibt einen neuen Ankunftsort: Ziel der Flandernrundfahrt ist nicht mehr Meerbeke, sondern Oudenaarde.
Dazu ist die berühmte "Mauer von Geraardsbergen", ein steiles Teilstück, auf dem häufiger mal eine Vorentscheidung fiel, nicht mehr Teil des Parcours. Für den Puristen ist das eine Todsünde: Eine Flandernrundfahrt ohne Mauer von Geraardsbergen, das ist keine Flandernrundfahrt, sagen eingefleischte Fans.
Einige sind so erbost, dass sie in der Tat über Sabotage-Aktionen nachdenken. Unter anderem wird in einem Drohbrief damit gedroht, Heftzwecke auf die Fahrbahn zu werfen. Der anonyme Brief ist in einigen Zeitungen abgedruckt:
"Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Aus sehr sehr gut unterrichteter Quelle habe ich vernommen, dass einige fanatische Männer aus Geraardsbergen die Flandernrundfahrt boykottieren und im Zielbereich an zwei oder drei verschiedenen Orten kleine Nägel und Heftzwecke auf die Straße werfen werden." Der Briefschreiber selbst distanziert sich aber von derlei Aktionen und sagt: "Versuchen Sie das bitte zu verhindern". Unterzeichnet: "ein Fan der Flandernrundfahrt".
Sicherheitsvorkehrungen verschärft
Die Behörden nehmen die Drohung ernst. "Ich kann auch nur hoffen, dass der Drohbrief ein schlechter Scherz war", sagt Marnic De Meulemeester, der Bürgermeister von Oudenaerde, an den das Schreiben ja adressiert war. Doch verlasse man sich natürlich nicht darauf. "Wir nehmen die Sache erst und die Sicherheitsvorkehrungen werden entsprechend verschärft."
Allein entlang der Straßen werden 600.000 Zuschauer erwartet. Da will man wohl nichts dem Zufall überlassen. Sogar der Gouverneur von Ostflandern, André Denys, meldete sich in dieser Sache zu Wort. Er habe ja kein Problem damit, wenn Leute protestieren. Aber nicht egal wie, sagt der Provinzgouverneur. Boykottmaßnahmen, die die Sicherheit gefährden, das gehe zu weit.
Aber sogar der Provinzgouverneur kann es sich nicht verkneifen, zu erwähnen, dass auch er mit dem neuen Parcours nicht glücklich ist. Daran sieht man, wie sehr die neue Streckenführung doch die Menschen beschäftigt ...
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Insgesamt 2200 Menschen sind allein für die Sicherheit abgestellt: 700 Polizisten und 1500 Stewards. So viele Sicherheitsleute gab es bei der 'Ronde' noch nie. Ab Samstag wird die Polizei auf dem Kurs verstärkt Patrouillen fahren. Im neuen Zielbereich hat man in den letzten Tagen die Ankunft der Fahrer immer wieder simuliert, um zu sehen, ob der Parcours auch wirklich geeignet ist für die Ankunft eines Fahrerfelds zum Beispiel.
Man sei also schon sehr gut vorbereitet gewesen, versichern die Verantwortlichen. Der anonyme Drohbrief sorge also im Grunde nicht für Mehraufwand, allenfalls für erhöhte Wachsamkeit.
Allerdings: Hundertprozentige Sicherheit gibt es bekanntlich nicht. Eine Strecke von 255 Kilometern kann nicht durchgehend bewacht werden, deswegen hoffe man auch auf die Fans - die wirklichen Radsportfreunde, nicht die Fanatiker, die angeblich die Flandernrundfahrt lieben, aber genau dieses Rennen kaputtmachen wollen.
Bild: Eric Lalmand (belga)