Es ist wohl die Wirtschaftsmeldung des Tages: Der amerikanische Paketdienst UPS übernimmt seinen niederländischen Konkurrenten TNT Express.
Dafür hat der US-Konzern über fünf Milliarden Euro auf den Tisch legen müssen. Ein ziemlich hoher Preis. Der weltgrößte Paketzusteller will damit aber unschlagbar werden und auch in Europa die Nummer eins sein.
TNT beschäftigt über 2.000 Menschen, allein am Standort Lüttich. Die Niederländer haben sich dort ihr europäisches Drehkreuz aufgebaut in den letzten Jahren und sind so zum größten Paketzusteller der EU geworden mit fast 20 Prozent Marktanteil.
Lüttich oder Köln?
TNT landet damit noch vor dem Paketriesen DHL. Das Problem ist aber: Das europäische Drehkreuz von UPS ist in Köln - also nur gut 100 Kilometer von Lüttich entfernt. Die Gewerkschaften machen sich jetzt Sorgen, dass der belgische Standort geopfert wird und dass sich der neue Mutterkonzern, also UPS, für sein eigenes Drehkreuz in Köln entscheiden wird.
Der Deal zwischen UPS und TNT ist erst heute Morgen bestätigt worden. Die Sorgen sind allerdings berechtigt: Wird sich der neue Konzern gleich zwei große Drehkreuze in Europa leisten und dann auch noch so dicht beieinander? Die UPS-Leitung sagt ganz klar ja, am Vormittag auf einer Pressekonferenz in Amsterdam. UPS-Chef Scott Davis lobt die Vorzüge Lüttichs, schließt aber nicht aus, dass der Standort neue oder andere Aufgaben erhalten wird.
Die Gewerkschaften machen sich aber trotzdem Sorgen und würden am liebsten eine schriftliche Zusage erhalten. Hassan Lialgui von der FGTB befürchtet, die 2.000 Arbeitsplätze bei TNT in Lüttich könnten möglicherweise in Gefahr sein und das wäre eine Katastrophe für die gesamte Region. Die Lage sei derzeit sehr beängstigend, sagt der Gewerkschaftsvertreter. Er hofft jetzt auf schnelle und zuverlässige Informationen von ganz oben. Ein Treffen mit der Lütticher Leitung von TNT findet heute noch statt.
UPS hatte schon lange ein Auge auf TNT geworfen. Der weltgrößte Paketdienst will in Europa expandieren und auch hier eine Spitzenposition einnehmen. Zur Größe von UPS und zu seiner Weltmarktposition nur zwei Zahlen: Der US-Konzern beschäftigt derzeit 400.000 Menschen und über ihn werden jedes Jahr vier Milliarden Päckchen durch die ganze Welt verschickt.
belga/rtbf