Die Eltern der Kinder, die bei dem Busunglück in der Schweiz getötet wurden, haben am Donnerstag den Unfalltunnel nahe der Stadt Siders aufgesucht. Einige von ihnen brachten Blumen und schriftliche Botschaften mit zu dem weiterhin abgesperrten Autobahntunnel.
Man werde allen Angehörigen, die dies wünschen, die Möglichkeit geben, den Unglücksort zu besuchen, sagte ein Polizeisprecher. Dafür stünden jederzeit Busse bereit.
Andere Mütter und Väter besuchten die Kapelle auf dem Zentralfriedhof der Kantonshauptstadt Sitten, wo die Leichen der 22 bei dem Unfall getöteten Kinder aufgebahrt sind. Die Eltern würden von Trauma-Spezialisten betreut und in der Öffentlichkeit stets von Polizisten begleitet, sagte der Polizeisprecher.
Todesopfer frühestens am Freitag nach Belgien
Neben den beiden Busfahrern hatten 15 Kinder und zwei Betreuer aus Lommel, sowie sieben Schüler und zwei Betreuer aus Heverlee das Unglück nicht überlebt.
Eine noch nicht genau feststehende Zahl von Toten soll am frühen Freitagmorgen mit einem Transportflugzeug der Luftwaffe nach Brüssel geflogen werden. Aufgrund von Formalitäten sei dies nicht früher möglich, verlautete aus dem Kabinett des Premierministers.
Im Laufe des Freitags sei ein weiterer Transport von Leichnamen geplant. Angehörige könnten sowohl am Donnerstag als auch am Freitag mit einem Passagierflugzeug der Luftwaffe heimkehren.
Vier der 24 verletzten Schulkinder seien vorerst nicht transportfähig, sagte Elio Di Rupo. Von den restlichen 20 wollten drei noch am Donnerstag per Auto und drei andere mit einem Linienflug nach Brüssel reisen. Die anderen Kinder sollten mit Rettungsflugzeugen nach Belgien gebracht werden.
Identität der verletzten Kinder geklärt
Die Identität der 24 verletzten Schüler steht derweil fest. Drei der 24 Kinder schweben noch in Lebensgefahr. Die Verwaltung der Krankenhäuser des Kantons Wallis teilte mit, dass 20 dort betreute Kinder bereits auf dem Weg der Besserung seien. Viele hätten allerdings mehrfache Knochenbrüche erlitten, deren Heilung Zeit brauche.
Dagegen ist der Zustand der drei am schlimmsten verletzten Kinder, die sich im Universitätskrankenhaus von Lausanne befinden, weiterhin kritisch, wie ein Kliniksprecher mitteilte. Einem weiteren schwer verletzten Kind, das im Berner Inselspital behandelt wird, gehe es "den Umständen entsprechend gut", hieß es dort.
DVD Schuld am Unglück?
Als Unfallursache wurden der Straßenzustand, überhöhte Geschwindigkeit sowie die Beteiligung eines anderen Fahrzeuges ausgeschlossen. Demnach bleiben nach Ansicht der Schweizer Ermittler noch drei mögliche Erklärungen für die Katastrophe: ein Gesundheitsproblem des Fahrers, ein technischer Defekt am Fahrzeug oder menschliches Versagen. Inzwischen ist eine Autopsie des Busfahrers vorgenommen worden. Ergebnisse sind noch nicht bekannt.
"Het Laatste Nieuws" berichtet auf ihrer Internetseite, dass der Fahrer des verunglückten Busses angeblich unmittelbar vor der Kollision mit der Tunnelwand eine DVD einlegen wollte. Die Boulevardzeitung beruft sich auf die Aussagen überlebender Kinder gegenüber deren Eltern. Demnach habe einer der Lehrer eine DVD mit einem Film zum Fahrer gebracht. Dieser habe sie dann einlegen wollen.
Ein Sprecher der Schweizer Polizei sagte dazu, er höre dies zum ersten Mal. Für ihn handle es sich um eine "reine Spekulation". Auch das betroffene Busunternehmen wies die Hypothese zurück.
In den beiden betroffenen Schulen in Lommel und in Heverlee ist am Donnerstagmorgen der Unterricht wieder aufgenommen worden. Allerdings gibt es keinen gewöhnlichen Unterricht, sondern ein angepasstes Programm.
Beileidstelegramm des Papstes
Papst Benedikt betet für die Opfer des Busunglücks in der Schweiz und trauert mit den Angehörigen. Er sei auch den Verletzten, ihren Familien sowie den Bergungsmannschaften in Gedanken sehr nahe, heißt es in einem Beileidstelegramm, das am Donnerstag im Namen des Papstes vom Vatikan an Erzbischof-Primas, André Leonard, geschickt wurde. Der Papst bitte Gott um Hilfe und Trost in dieser Prüfung, heißt es darin.
Staatstrauer für Freitag angeordnet
Das ganze Land wird am Freitag offiziell um die 22 Schulkinder und sechs Erwachsenen trauern, die am Dienstagabend das Leben verloren. Um 11:00 Uhr werde es eine Schweigeminute geben, so Regierungschef Elio Di Rupo.
Fahnen sollen zu Zeichen der Trauer zwei Tage lang auf Halbmast gesetzt werden, erklärte Innenministerin Joëlle Milquet. Die praktischen Modalitäten sollen die Gemeinden per Rundschreiben der Provinzgouverneure erfahren.
Der Bischof von Lüttich, Aloys Jousten, hat in einer Mitteilung alle Pfarren gebeten, am Freitag um 11.01 Uhr die Totenglocken läuten zu lassen. Damit solle die Verbundenheit der Katholischen Kirche mit den Trauernden ausgedrückt werden. Gleichfalls würde man damit die Schweigeminute respektieren.
Kammer und Senat gedenken der Opfer
Kammer und Senat haben am Donnerstagnachmittag der Opfer des Busunglücks gedacht. Der Senat sei auch sehr persönlich betroffen, sagte die Vorsitzende Sabine de Béthune.
Ein leitender Beamter des Übersetzungsdienstes habe am Mittwochabend erfahren müssen, dass seine Tochter das Unglück nicht überlebt habe. Die Tochter eines Mitarbeiters des Parlamentes habe ihr Bewusstsein noch nicht wieder erlangt.
Beide Häuser des Parlamentes hatten aus gegebenem Anlass die Fragestunde von der Tagesordnung gestrichen und vor einer einstündigen Sitzungsunterbrechung eine Gedenkminute abgehalten, der sich Premierminister Elio Di Rupo und mehrere Minister seiner Regierung anschlossen.
Der belgische Regierungschef erklärte, Belgien erlebe derzeit eine nationale Tragödie, die das ganze Land zu Tränen rühre. Vor der Sitzung trugen sich die Parlamentarier in das ausgelegte Kondolenzregister ein.
Kondolenzbücher in Welkenraedt und Spa
Nach dem tragischen Busunfall im Schweizer Sierre bezeugen zahlreiche Orte der Region ihr Beileid mit den Opfern. Die Stadt Eupen setzt ab sofort die Fahnen aller städtischen Gebäude auf Halbmast.
Die Gemeinde Welkenraedt hat am Donnerstag ein öffentliches Kondolenzbuch ausgelegt. Das Buch wird bis zum 23. März während der Öffnungszeiten im Einwohnermeldeamt von Welkenraedt für die Bevölkerung zugänglich sein.
Auch die Stadt Spa hat in ihrem Einwohnermeldeamt ein Kondolenzbuch ausgelegt. Dieses wird, ebenfalls während der Öffnungszeiten, bis zum 21. März öffentlich zugänglich sein. Beide Bücher werden anschließend den Schulen von Lommel und Heverlée als Beileidsbekundung überreicht werden.
Trauerflor und Schweigeminute bei Radrennen
Nach dem Busunfall in der Schweiz mit 28 Toten werden Belgiens Radprofis beim Frühjahrs-Klassiker Mailand-San Remo am Samstag mit Trauerflor antreten. Das teilte der Weltverband UCI am Donnerstag mit und sprach den Familien der Opfer tiefstes Beileid aus.
Im radsportverrückten Belgien ist in der nächsten Woche am Freitag zudem beim Eliterennen E3 Prijs Vlaanderen-Harelbeke eine Schweigeminute geplant.
belga/dpa/rtbf/vrt/est/rkr - Bild: Christophe Ketels (belga)
"Der Papst bitte Gott um Hilfe und Trost in dieser Prüfung, heißt es darin."
ich selbst bin auch sehr gläubig, aber ob die armen Eltern soetwas in solchen schweren Stunden hören wollen, denke ich nicht.
Diese Eltern stellen sich 1.000 Mal die Frage am Tag, "Warum gerade mein Kind?" Und ich würde dies ehrlich gesagt auch machen.
Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass die Eltern, sowie die Opfer in guten, professionellen Händen sind, damit sie diese schreckliche und furchtbare Zeit irgendwie überstehen. :'-(
Wenn jemand für andere betet, dann kann dies gar nicht fehl am Platz sein! Hingegen sind gewisse Kommentare einer gewissen Frau zu gewissen Themen total fehl am Platz!!
Herr Meyer,
wer lesen kann, ist eindeutig im Vorteil! 😉
ich habe NICHT gechrieben, dass wir nicht für die Opfer beten sollen und welches dies Fehl am Platz ist,sondern ich habe geschrieben: "ob die armen Eltern soetwas in solchen schweren Stunden hören wollen, denke ich nicht"!
Haben Sie jeh in Ihrem Leben schon ein eigenes Kind, oder Mutter, oder Vater durch Tod verloren? Nein?
Und ob meine Kommentare so fehl am Platz sind, müssen Sie schon mir überlassen. 🙂
Mit freundlichen Grüssen
Gina Schmitz