Das tragische Unglück eines belgischen Schülerbusses in der Schweiz beherrscht auch 36 Stunden nach dem Geschehen die Aktualität im Inland.
Inzwischen wissen jetzt alle Eltern mit Sicherheit, ob ihr Kind bei dem Unfall verletzt oder getötet wurde. Dies hat Premierminister Di Rupo vergangene Nacht bei seiner Rückkehr nach Belgien mitgeteilt.
An Bord des Busses befanden sich 52 Personen: sechs Erwachsene und 46 Kinder. 28 der Insassen wurden getötet, 24 trugen Verletzungen davon. Unter den Todesopfern befinden sich alle sechs Erwachsene: die beiden Busfahrer und die vier Begleiter. Die anderen 22 Opfer sind Kinder. Unter ihnen befinden sich auch zehn Kinder niederländischer Nationalität.
Von den 24 verletzten Kindern trugen drei schwere Verletzungen davon. Sie befinden sich nach wie vor im Koma. Die übrigen 21 Kinder trugen größtenteils Arm- und Beinbrüche davon. Bis auf ein deutsches und ein polnisches Kind haben alle verletzten Kinder die belgische Nationalität.
Die sterblichen Überreste der Opfer sollen im Laufe des Vormittags von den Angehörigen offiziell identifiziert werden. Verteidigungsminister De Crem stellt zwei Militärflugzeuge zur Verfügung, um die sterblichen Überreste nach Belgien zu holen. Dies soll möglicherweise schon am Donnerstagabend geschehen, nachdem die Identifizierung der Todesopfer abgeschlossen ist.
Außerdem steht ein Flugzeug bereit, um Familienangehörige und einige Leichtverletzte nach Hause zu fliegen.
Drei mögliche Unfallursachen
Die Ermittlungen über die Unfallursache laufen inzwischen auf Hochtouren. Dafür verfügen die Behörden über Kameraaufnahmen des Unfalls, die zum Teil bereits ausgewertet wurden. Demnach, so hieß es am Mittwochabend auf einer Pressekonferenz in Sitten, sind mit Sicherheit der Straßenzustand sowie die Beteiligung eines anderen Fahrzeuges als Unfallursache auszuschließen. Allem Anschein nach war der Unfallbus auch nicht zu schnell unterwegs.
Demnach bleiben nach Ansicht der Schweizer Ermittler noch drei mögliche Erklärungen für die Katastrophe: ein Gesundheitsproblem des Fahrers, ein technischer Defekt am Fahrzeug oder menschliches Versagen. Bis zur definitiven Klärung dieser Fragen könnte noch einige Zeit vergehen. Inzwischen ist eine Autopsie des Busfahrers vorgenommen worden. Ergebnisse sind noch nicht bekannt.
Gedenkfeier in Löwen
Die Katastrophe hat landesweit eine Welle der Bestürzung ausgelöst. Von praktisch überall im Land erreichten Trauer- und Beileidsbekundungen die beiden betroffen Schulen in Heverlee und Lommel.
In Löwen gedachten am Abend rund tausend Menschen in einem Gedenkgottesdienst, den Erzbischof Léonard leitete, der Opfer. Die Kirche war mit rund 1000 Personen bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein weiterer Gedenkgottesdienst ist für Donnerstagabend in Lommel geplant. Gedenkfeiern werden auch in den kommenden Tagen an verschiedenen Stellen des Landes stattfinden.
Kammer und Senat werden am Nachmittag den Opfern der Buskatastrophe gedenken. Zugleich wird im Parlament ein Register für Beileidsbekundungen eröffnet. Die Föderalregierung hat beschlossen, einen nationalen Trauertag auszurufen.
rkr/est - Bild: Christophe Ketels (belga)