Kurz vor 19 Uhr stürmt ein Mann in die schiitische Rida-Moschee in Anderlecht. Er ist mit einer Axt und einem Messer bewaffnet und trägt darüber hinaus einen Benzinkanister bei sich. Bevor auch nur irgendwer reagieren kann, legt der Mann ein Feuer.
Die Anwesenden können ihn wenig später überwältigen, der Brand greift aber schon um sich. Der Imam, also der Prediger des Gotteshauses, kann sich nicht mehr retten. Der Vater von vier Kindern stirbt an den Folgen einer Rauchvergiftung. Das Gebäude wurde fast vollständig zerstört.
Der Täter wurde später festgenommen. Er trug keine Ausweispapiere bei sich, gab aber an, selbst Muslim zu sein. Fachleute wollen nicht ausschließen, dass der Täter Sunnit ist. Sunniten und Schiiten sind ja zwei verfeindete islamische Glaubensrichtungen.
Kurz nach Ausbruch des Feuers kam es zu einer Menschenansammlung rund um die schiitische Moschee. Zu Zwischenfällen kam es aber nicht, auch, weil die Menschen wiederholt zur Ruhe aufgerufen wurden.
Innenministerin Joëlle Milquet hat den Brandanschlag auf die schiitische Moschee in der Brüsseler Stadtgemeinde Anderlecht scharf kritisiert. Belgien werde nicht zulassen, dass ausländische Konflikte hierher importiert würden. In Brüssel stellen die schiitischen Moslems eine Minderheit dar. In der Vergangenheit wurden sie nach eigenen Angaben bereits mehrfach von Mitgliedern der sunnitischen Mehrheit bedroht.
Moslem-Rat: Anschlag spiegelt nicht die Wirklichkeit wider
Der Brandanschlag auf die Rida-Moschee in Anderlecht, die ein Menschenleben kostete, spiegelt nicht das Alltagsleben von Schiiten und Sunniten in Brüssel wider. Das hat die Vize-Präsidentin des Moslem-Rats in Belgien, Isabelle Praile, betont.
Der Rat verurteile den Anschlag, den er zugleich für die Tat eines Einzelnen halte. Trotz unterschiedlicher Glaubensauffassungen lebten Schiiten und Sunniten in Belgien in gegenseitigem Respekt voreinander, so die Vize-Vorsitzende.
Der Bürgermeister der Gemeinde Anderlecht, Gaëtan Van Goidsenhoven, hat Vertreter der Moslemexekutive und der Polizei am Dienstagvormittag im Rathaus zu einem Gespräch empfangen.
Die Rida-Moschee in der Nähe des Brüsseler Südbahnhofs ist das bedeutendste schiitische Gebetszentrum in Belgien. Sie war in der Vergangenheit schon einmal von anderen Moslemgruppen bedroht worden.
belga/jp -Bild: Christophe Lagasse (belga)