Apokalyptische Szenen auf dem Parkplatz des Delhaize-Supermarkts von Aalst am 9. November 1985. Drei maskierte Männer schießen wild um sich. Anschließend flüchten sie unerkannt mit einer nur geringen Geldbeute. Auf dem Gelände des Supermarkts liegen acht Leichen. Neun weitere Menschen werden zum Teil schwer verletzt.
Mit dieser Tat endet die Serie der brutalen Überfälle, die der Killerbande von Brabant zugeschrieben werden. 28 Tote, Dutzende Verletzte und zahllose Beweisstücke. Trotzdem stehen die Ermittler noch immer vor einem Rätsel. Wer oder was steckt hinter den brutalen Mordfällen? Eine jetzt entdeckte DNA-Spur lässt die Behörden hoffen.
Auf einem Beweisstück habe man ein männliches DNA-Profil entdeckt, erklärt die mit dem Fall betraute Untersuchungsrichterin Martine Michel aus Charleroi. Die DNA könne man jetzt in internationalen Datenbanken suchen oder mit der von Verdächtigen abgleichen. Auch wenn der erste Überfall bereits 30 Jahre zurückliegt, die "SOKO Killerbande" ist gerade dabei, den ganzen Fall neu aufzurollen. Jedes Beweisstück wird aufs Neue analysiert, jede Spur erneut verfolgt.
Die Angehörigen sind hin und her gerissen zwischen Zuversicht und Verdruss. David Van den Steen, der beim Überfall von Aalst Eltern und Schwester verloren hat, glaubt nicht mehr an eine Lösung des Falls. Patricia Finné dagegen, deren Vater beim Supermarkt-Anschlag von Overijse getötet wurde, fasst neue Hoffnung.
Wer waren die Täter der blutigen Angriffe und was wollten sie? Über diese Fragen wird heftig spekuliert. Die These der gewaltsamen Räuber haben die Ermittler jedenfalls schnell aufgegeben. Dafür waren die Beute zu mickrig und die Überfälle zu brutal.
Gab es doch einen politischen Hintergrund?
Die Killer waren Profis. Soviel ist sicher. Die ermittelnden Beamten haben deswegen auch sofort an ehemalige Soldaten oder Polizisten gedacht. Auch weil sie über Maschinenpistolen und kugelsichere Westen verfügten. Die Suche nach dem Motiv bereitet den Behörden Kopfzerbrechen.
Die Taten könnten einen rechtsextremen Hintergrund haben. Oder wollten die Täter mit ihren Übergriffen eine innere Bedrohungssituation schaffen, um einer streng konservativen Politik und mehr Polizei zu nutzen? Es gibt auch Gerüchte, wonach die Attacken den Mord an Zeugen von Sexpartys mit hohen Regierungsmitgliedern vertuschen sollten. Auch von illegalem Waffenhandel und Drogengeschäften ist die Rede.
Selbst Jahrzehnte danach stehen die Ermittler noch vor einem einzigen Rätsel. Und die Zeit läuft ihnen davon. Im November 2015, 30 Jahre nach dem letzten Überfall, verjähren die Bluttaten. "Das neue Ermittler-Team setzt alles daran, den Fall zu lösen", sagt Justizministerin Annemie Turtelboom. Die ganze Akte werde derzeit akribisch überprüft. Sollten die Ermittlungsbehörden auf eine neue, heiße Spur stoßen, könnte die Verjährungsfrist noch einmal verlängert werden.
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