Die Index-Debatte: Sie tobt wieder. Nach Ansicht der EU ist die automatische Bindung der Löhne und Gehälter an die Lebenshaltungskosten problematisch.
Der Grund: Die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Unternehmen ist in Gefahr. Die Lohn- und Arbeitskosten in Belgien sind nach Angaben der EU so hoch wie nirgendwo anders in Europa. Langfristig müsse das Land seinen Lohnindex überdenken, mahnt Kommissionspräsident José Manuel Barroso.
Der belgische Unternehmerverband fordert kurzfristig eine Anpassung. Die Gewerkschaften hingegen wollen das System beibehalten. Sie befürchten einen Kaufkraftverlust für die Bürger.
Auch innerhalb der Regierung ist das Thema Index umstritten. Die Liberalen sind für eine Anpassung, die Sozialisten strikt dagegen.
Di Rupo relativiert Kritik aus Europa
Premierminister Elio Di Rupo hat den EU-Bericht, wonach Belgien im europäischen Vergleich den höchsten Anstieg bei Lohnsteuern und Sozialabgaben verzeichnet, relativiert. Die Wettwerbsfähigkeit hänge nicht von einem einzigen Parameter ab, kritisierte der Premier.
In den Nachbarländern seien die Lohnkosten insgesamt betrachtet viel mehr als in Belgien gestiegen, fügte Di Rupo hinzu. Zum Beweis berief sich der Premier auf Zahlen der EU-Kommission. Die Chefs mehrerer internationaler Konzerne hätten kürzlich noch versichert, dass Belgien in vielerlei Hinsicht ein attraktiver Investitionsstandort sei.
Am Samstag zieht sich die Regierung Di Rupo zu einer Haushaltskontrolle zurück. Dabei muss sie ein neues Sparpaket in Höhe von zwei Milliarden Euro schnüren, um den Haushalt an die schlechtere Wirtschaftslage anzupassen. Ob der automatische Lohnindex dabei zur Sprache kommt, ist noch unklar.
belga/alk/rkr - Archivbild: Benoit Doppagne (belga)
Stimmt, die Lohnindexbindung muss dringend in ganz Europa eingeführt werden.
Es kann nicht sein, dass die anderen Länder einen falschen Kurs verfolgen.
Nur so ist es möglich die Wettbewerbsunterschiede in Europa auszugleichen und denen die Kaufkraft zu erhalten, die unser aller Wohlstand erarbeiten.
Es wir allerhöchste Zeit, dass die EU auch mal etwas sinnvolles auf die Beine stellt.
Ich bin der Meinung, dass die Lohnindexbindung Streiks vermeidet, siehe Deutschland wo zur Zeit heftig gestreikt wird, da keine Index-Bindung
Zitat A. Kerstges : "Ich bin der Meinung, dass die Lohnindexbindung Streiks vermeidet, siehe Deutschland wo zur Zeit heftig gestreikt wird, da keine Index-Bindung."
Es gibt fast kein Land in dem mehr gestreikt wird als hier in Belgien! Von den fast täglichen "wilden Streiks" - pour un oui ou pour un non - will ich hier garnicht reden. Und das TROTZ Indexbindung. Wo ist da denn der so gelobte soziale Frieden? In Deutschland wird vielleicht, jeweils nach Branche, alle 2-3 Jahre mal gestreikt (meist auch ohne brennende Reifen oder Geiselnahme!), aber dann ist auch meist gut. Wilde Streiks gibt es nur ganz selten, falls überhaupt.
Als ich, aus Deutschland kommend (arbeitsmäßig), in Brüssel gearbeitet und gewohnt habe, waren die morgendlichen RTBF-Radiosendungen für mich zunächst ein Trauma: "grêve ici, grêve sauvage et blocquage usine/bus/tram/autoroute par là"... Ich habe mich nie daran gewöhnen können. Ich/wir wurden auch mehrmals von Streikenden vom Betrieb nebenan (mit dem wir absolut nichts zu tun hatten, auch von der Branche her nicht) mehrere Tage vom eigenen Hof gejagt, tutti completto! Nicht mal der Direktor durfte rein! Polizei? Fehlalarm. So radikal ist man nur im Süden Belgiens und Europas!
Frau Kerstges irrt. Jeder der in Deutschland arbeitet weiß, dass dort die meisten Tarifverhandlungen ohne Streiks über die Bühne gehen. Natürlich weiß jeder, dass in Belgien sehr viel mehr gestreikt wird als in Deutschland. So ist z.B. die Erhöhung des Renteneintrittssalters in Deutschland ohne Streiks eingeführt worden. Klar ist natürlich, dass ohne Lohnindexbindung in Belgien nur noch gestreikt und nicht mehr gearbeitet würde.
Eine Lohnindexbindung wäre zwar zu begrüssen in Europa. Aber, aber dann müsste man rundherum um die 27 EU Staaten eine Mauer bauen, denn die EU wäre mit ausserhalb der Eu Staaten nicht mehr konkurenzfähig.Fakt ist, wenn die EU nicht mehr international konkurenz fähig ist, wir EU Probleme, Probleme mit nochmehr Arbeitslosen haben würden.
Wenn man der Willkür in der Preispolitik der Energieriesen, der Kaufhäuser, der Telekommunikation, etc., .... endlich einen Riegel vorschieben würde, so glaube ich wäre der Index wahrscheinlich überflüssig. Aber solange der Profitgier dieser Leute kein Einhalt geboten wird ist der Index die Lebensversicherung der Einkommensschwachen, also Hände weg, bitte!
Wenn wir international wettbewerbsfähiger werden wollen, müssen wir 70 Stunden in der Woche arbeiten und das für 2 Euro die Stunde ohne soziale Absicherung.
Stimmt, der Index müsste dann auch weg.
Die Lohn-Index-Bindung spült auch jedes Jahr Geld in die Staatskassen in Form von Steuereinnahmen. Der Index wird ja schliesslich auf den Bruttolohn angewendet, und somit steigen automatisch auch die Steuer und die Sozialabgaben.
Hinzu kommt, dass wir in Belgien EU-weit an dritter Stelle stehen was diese Abgaben betrifft, nämlich mit durchschnittlich rund 46% (berechnet auf das BIP). Verglichen mit unseren Nachbarländern Deutschland (rund 41%), Niederlande (rund 40%) und Luxemburg (rund 37%) liegt lediglich Frankreich (rund 44%) in unserer Nähe. Nur Dänemark und Schweden liegen im EU Vergleich höher. In Bulgarien und Rumänien liegt diese Quote übrigens bei unter 30%.
Die bedeutet, dass ein belgischer Arbeitgeber zB. 11% mehr ausgeben muss damit sein Mitarbeiter den gleichen Lohn wie sein Deutscher Kollege erhält.
Um es also mit den Worten des Herrn Di Rupo zu sagen: "Die Wettwerbsfähigkeit hängt nicht von einem einzigen Parameter ab..."
Mache sich jeder sein eigenes Bild dazu.
Alles Quatsch, die Lohnkosten sind soo hoch weil die Abgaben derart immens ausfallen - geht in eine Autowerkstatt und guckt euch den Stundenlohn an den die berechnen, dreht um die 60 Euro/Stunde, und der Arbeiter oder Mechaniker erhält davon nicht mal 20 - ok, mag sein dass die Werkstatt ganze 10 Euro pro Kunde und Stunde einstreicht, aber der Rest geht an Abgaben drauf, wenn die gesenkt werden könnten, dann würde auch der Bruttolohn vergleichbar niedriger ausfallen und Indexsprünge im Vergleich relativ günstiger da stehen. Solange wir eine derartig hohe Steuer etc haben kommt die Debatte um die Indexanpassung immer wieder aufs Tapet. In der BRD gibt's 1 Euro Jobs, Aushilfe kriegen 5 Euro/Stunde aber maximal 450 Euro/Monat, das ist wahrlich nicht das GELBE vom Ei. Streik in der Wallonie? Ok, der Grossteil der industriellen Anlagen ist derart veraltert dass die Produktivität nur durch eine erhöhte Arbeitskadenz erreicht werden kann, und jemand der im Akkord produziert ist einer enormen Belastung bzw Stress ausgesetzt, wenn dann ein Rädchen sich quer stellt bricht zumeist das ganze Kartenhaus ein, ich möchte keiner der Arbeitnehmer von Arcelor Mittal sein, selbst in deren Kaltwaltphase nicht - dreckige Plackerei, und zu all dem noch die Unsicherheit des Jobs, nee. Letzte Woche stand irgendwo das Papa Staat die Europäische Weltraumforschung jährlich mit 70 Millionen Euro unterstützt, da wären in Belgien 4000 Jobs direkt von betroffen, und insgesamt sogar um die 10.000 Arbeitsstellen - prima, nur rechnen kann da eigentlich keiner, das ganze Geld käme der belgischen Weltraumindustrie zugute, alles würde wieder hier investiert. 70.000.0000 Euro : 10.000 Arbeitsplätze, geben ein Jahresgehalt von 70.000 Euro für jeden ab, und das wären laut alten Franken 2.800.000 BEF, macht im Endeffekt mehr als 230.0000 BEF oder ungefähr 5.750 Euro - Gehälter von denen sogar in den Jobs die grosse Mehrzahl nur träumen kann.