Von einem "Asylchaos" sprechen die großen Tageszeitungen. Insbesondere in der Kritik: die zuständige OpenVLD-Staatssekretärin Maggie De Block.
Es bedurfte anscheinend erst eines Offenen Briefes an die Staatssekretärin, damit es eine Reaktion gab. Unter anderem die Ausländerbehörde hatte die Alarmglocke gezogen: Hunderte Asylbewerber müssten bei diesen eisigen Temperaturen die Nacht im Freien verbringen.
Plötzlich musste es schnell gehen: Die Staatssekretärin kündigte an, kurzfristig 800 Notunterkünfte bereitzustellen. Niemand müsse draußen bleiben, so die Order. Noch am Abend wurde eine Taskforce auf die Beine gestellt, eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten, die die Aufnahme der Betroffenen koordinieren sollte.
Etwa 500 Schlafplätze wurden dann am Abend noch vom Roten Kreuz und dem Verteidigungsministerium eingerichtet. Wie viele Menschen die Notunterkünfte noch haben aufsuchen können, weiß man nicht. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Polizeibeamte suchten die Straßen nach Obdachlosen ab, um sich um die Menschen zu kümmern.
Fachleute beklagen, dass die Maßnahmen zu spät kamen und zudem improvisiert waren: Viele Obdachlose hätten wahrscheinlich von all dem nichts gewusst und die Notunterkünfte wohl gar nicht gefunden, hieß es. Tatsächlich wurden nicht alle Betten genutzt. Für die kommende Nacht erwarten die Helfer eine Vollbelegung.
Viele Parteien, insbesondere aus der Opposition, forderten in der Kammer strukturelle Maßnahmen: Das Problem könne man nicht durch kurzfristige Notmaßnahmen regeln. Insbesondere für die Einwanderungsproblematik bedürfe es eines Masterplans.
Maßnahmen für Obdachlose in der Wallonie
In der Wallonie konnten alle Personen, die in Folge des strengen Frostes Hilfe benötigten, seit Mittwoch von einer der sieben Sozialstationen betreut werden. Das hat der Sprecher von Innenministerin Eliane Tillieux, Olivier Rubay, der Nachrichtenagentur Belga mitgeteilt.
In den Städten Lüttich, Charleroi, Namur, Mons, La Louvière und Verviers gebe es insgesamt 274 Auffangplätze für Menschen ohne Dach über dem Kopf. 177 zusätzliche Betten seien von der Armee in sechs Kasernen zur Verfügung gestellt worden.
rop/jp/mh - Bild: Kristof Van Accom (belga)