Doch der Kampf gegen Betrugsfälle im Diamantensektor ist kein einfacher: Es ist viel Geld im Spiel und mancherorts werden die Geschäfte hinter verschlossenen Türen oder unter der Ladentheke abgewickelt.
Die Staatsanwaltschaft von Antwerpen ermittelt seit Jahren gegen die Betrugsfälle. Vor allem dem Diamantensektor gefällt das nicht.
Doch jetzt hat sich auch noch die Generalstaatsanwaltschaft von Antwerpen eingemischt und eine Hausdurchsuchung bei den Kollegen der Staatsanwaltschaft angeordnet. Räumlichkeiten werden durchsucht, Akten eingesehen und Dokumente beschlagnahmt. So etwas hat es noch nie gegeben.
Den SP.A-Abgeordneten Renaat Landuyt erinnert das jedenfalls an den belgischen Polizei-Krieg vor 20 Jahren. Die Justiz sei nur mit sich selbst beschäftigt und kümmere sich nicht um die Betrüger, beklagt Landuyt.
Effizient oder eigenwillig?
Vor knapp einer Woche wurden die Büroräume von Peter Van Calster durchsucht. Der stellvertretende Staatsanwalt ist mit den Betrugsfällen im Diamantensektor betraut. Seit Jahren geht er energisch vor. Er räumt auf. So sehr, dass er für Unruhe in Antwerpen sorgt. Nicht nur im Diamantensektor, auch bei der Generalstaatsanwaltschaft, die jetzt Ermittlungen gegen ihn eingeleitet hat.
Für VRT-Journalist Dirk Leestmans geht es bei dem Verfahren in erster Linie um die Person Peter Van Calster. Für die einen ist die Arbeitsweise des stellvertretenden Staatsanwalts effizient, die anderen finden wiederum, Van Calster gehe nicht systematisch vor, sondern eigenwillig. So auch in dem Fall, in den die Generalstaatsanwaltschaft jetzt eingegriffen hat.
Geheime Konten
Es geht um einen möglichen Betrugsfall im großen Stil. Antwerpener Diamantenhändler sollen geheime Konten geführt haben - bei einem Tochterunternehmen des Finanzinstituts HSBC in der Schweiz. Die Staatsanwaltschaft hatte ermittelt, doch der Druck aus dem Diamantensektor ist groß, erklärt der grüne Abgeordnete Stefaan Van Hecke: Jedes Mal, wenn es um Betrugsfälle im Diamantensektor gehe, werde man daran erinnert, dass er ein wichtiger Wirtschaftszweig für Belgien sei.
Deshalb fordert er das beherzte Eingreifen von Justizministerin Annemie Turtelboom. Sie müsse Klarheit schaffen und deutlich machen, worum genau es bei diesem undurchsichtigen Streit zwischen der Generalstaatsanwaltschaft und der Staatsanwaltschaft von Antwerpen geht. Auch Renaat Landuyt findet: Justizministerin Turtelboom muss jetzt in Aktion treten und den Streit beenden. Sie ist die Chefin. Generalstaatsanwaltschaft und Staatsanwälte dürften sich nicht bekriegen, sondern müssten gemeinsam für mehr Sicherheit im Land sorgen.
Bild: Christie's (epa)