Sturm und Gewitter von heute Vormittag haben überall im Land Spuren hinterlassen. Dazu zählen umgeknickte Bäume, weg gewehte Gegenstände und beschädigte Hausdächer. Mancherorts gibt es auch Überschwemmungen.
In Roosdaal bei Ninove ist ein 64-jähriger Mann ums Leben gekommen, der an einem Garagentor gearbeitet hatte, als dieses auf ihn stürzte. In Sankt Genesius Rode bei Brüssel fiel ein Lichtmast auf ein Auto. Der Fahrer musste verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.
In Middelkerke an der Küste erlitt eine Frau einen offenen Beinbruch, als sie von einem Container eingequetscht wurde. Auf der E40 behinderten an zwei Stellen umgestürzte Bäume den Verkehr. Auch in Bastogne fiel ein Baum auf ein Auto, dabei wurde aber niemand verletzt.
Darüber hinaus richteten Sturm und Gewitter etliche Sachschäden an. Bäume knickten um, Ziegel und Solarpanele flogen von Hausdächern und Stromleitungen rissen. Insgesamt waren 20.000 Haushalte zeitweise ohne Strom. Besonders die Gegend um Namur war davon betroffen.
Das Königliche Meteorologische Institut hatte für den Vormittag die zweithöchste Unwetterwarnung herausgegeben. Vorsorglich waren vielerorts Parks und Wälder abgesperrt worden. In der Provinz Limburg rückten die Feuerwehren zu mehreren Einsätzen aus. In der Region von Huy wurde die Unwetterwarnung auf die höchste Stufe angehoben.
Einsätze in Ostbelgien
Auch in der Vervierser Region und in der Deutschsprachigen Gemeinschaft wurde die Feuerwehr zu mehreren Einsätzen gerufen. In der Gemeinde Amel musste die Feuerwehr in den Ortschaften Medell und Meyerode ausrücken, um Straßen von umgekippten Bäumen zu befreien. In Deidenberg löste der Sturm Dachplatten von einem Stall.
Auch in den Gemeinden Büllingen, Bütgenbach, Burg Reuland und St. Vith war die Feuerwehr mehrmals im Einsatz, um Straßen zu räumen. Wegen des Unwetters hatte sich eine Weihnachtsbeleuchtung in der St. Vither Mühlenbachstraße gelöst. Durch den Sturm war in Wallerode ein Feuer erneut entfacht. Die Feuerwehr hatte den Brand in dem leer stehenden Wohnhaus bereits am Mittwoch gelöscht. Ein weiterer Hausbrand ereignete sich heute Morgen in Recht: Die Feuerwehr rückte gegen 10 Uhr an, um den Brand im Heizungskeller zu löschen.
In Kelmis stürzte ein Baum auf einen Bus der Strecke 24: Als der Fahrer an der Endstation Bruch auf neue Fahrgäste wartete, beschädigte ein Baum das leere Fahrzeug. In Eupen rückte die Feuerwehr aus, weil sich bei der Firma Aspel Teile des Dachs gelöst hatten. Diese drohten, mit der Hochspannungsleitung in Kontakt zu geraten. Die Feuerwehr half auch im Seniorenheim Raeren aus, wo es einen Kurzschluss gab.
Durch den starken Regen drohen einige Flüsse über die Ufer zu treten. Es gilt die Vorwarnstufe für Gewässer in den Provinzen Lüttich und Luxemburg. Betroffen sind auch Maas, Weser, Amel und Ourthe. In Esneux wurde bereits ein Campingplatz evakuiert, weil das Wasser der Ourthe bedrohlich angestiegen ist.
Starker Wind und Regenfälle haben auch den Zugverkehr gestört. Probleme gab es vor allem bei den Thalys-Hochgeschwindigkeitszügen. Hier mussten die Reisenden lange Verspätungen in Kauf nehmen.
Nieuwpoort: Baum kippt auf Stromleitung
In Ostflandern prallte bereits in der Nacht ein Lieferwagen gegen einen umgestürzten Baum, der auf einer Straße lag. Die zwei Insassen wurden verletzt. In Nieuwpoort kippte ein Baum auf eine Stromleitung. Wegen der Sturmwarnung wurde auf der Brüsseler Grand Place der Weihnachtsbaum eine Woche früher als geplant entfernt. Der 19 Meter hohe Baum war bereits nach dem Sturm am Dienstag in eine Schieflage geraten.
Der Wetterdienst KMI hat die Warnstufe von orange auf gelb gesenkt. Das Schlimmste sei überstanden, dennoch kann es noch zu Böen von 80 bis 100 Stundenkilometern kommen.
Estinnes: Über 1,6 Gigawattstunden Strom am Dienstag
Das stürmische Wetter freut die Betreiber von Windkraftanlagen. In den vergangenen Wochen wurde vielerorts ein Rekordertrag gemessen. Europas Windpark mit der größten Kapazität in Estinnes bei Mons produzierte alleine am Dienstag über 1,6 Gigawattstunden Strom. Die Menge entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Strombedarf von 700 Haushalten. Die Anlage in Estinnes arbeitet bis zu einer Windgeschwindigkeit von 125 km/h.
vrt/rtbf/est/okr - Bild: Michel Krakowski (belga)