Und schon wieder kriselt es ... Diesmal ist es der Haushalt 2012, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Liberalen waren mit dem letzten Angebot des Regierungsbildners nicht zufrieden. Daraufhin platzte Di Rupo der Kragen und er fuhr nach Schloss Ciergnon in den Ardennen, wo König Albert sich von einer Nasen-OP erholt.
Wollte Di Rupo wirklich das Handtuch werfen oder ist es erneut der Versuch, mit viel Dramatik eine Lösung zu erzwingen? Das fragen sich zahlreiche Beobachter.
Kritisiert werden aber vor allem die flämischen Liberalen. Mit ihrer Haltung habe Alexander De Croos OpenVLD die Krise herbeigeführt, heißt es. König Albert hat die sechs Parteichefs zur Besonnenheit aufgerufen. In einer schriftlichen Mitteilung erinnert der Palast an den Ernst der Lage. Und an die Notwendigkeit, schnell zu einer Lösung zu kommen.
Die EU fordert bis Mitte Dezember einen glaubwürdigen Haushalt für das kommende Jahr sowie Strukturreformen. Ansonsten droht Belgien eine saftige Strafe. Auch an den internationalen Finanzmärkten gerät das Land immer mehr unter Druck. Wie es weitergeht, ist bislang noch nicht deutlich. Alternativen gibt es allerdings kaum. Die sechs Parteien müssen weitermachen.
König Albert startet am Dienstag eine neue Konsultationsrunde. Am Vormittag empfängt das Staatsoberhaupt den CDH-Vorsitzenden Benoît Lutgen. Die Liberalen kommen am Mittwoch als letzte an die Reihe. Beobachter gehen davon aus, dass das Staatsoberhaupt danach eine Periode der Besinnung anordnen wird, in der Hoffnung, dass die Unterhändler danach weiter verhandeln mit dem festen Willen, zu einer Einigung zu kommen. Den Rücktritt von Di Rupo hat der König bislang noch nicht angenommen. Nicht ausgeschlossen wird, dass er ihn bitten wird, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken.
Archivbild: John Thys (belga)