"Die Dexia-Affäre stinkt zum Himmel": Schon der Titel des Artikels lässt Schlimmes befürchten. Van de Cloots Gedanken geben einen Einblick in windige Bilanzierungstricks.
Ein Vorgeschmack: Die Gemeindeholding, die 2008 die Kapitalerhöhung der Dexia zum Teil auf Kredit finanziert hat, erhielt ihr Geld von ... der Dexia. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ein solches Vorgehen ist verboten - allerdings tut sich hier eine Ausnahme auf. Spitzfindig kann man feststellen, dass "Dexia Bank", wo das Geld geliehen wurde, und "Dexia Holding", deren Aktien gekauft wurden, juristisch zweierlei sind.
Konkursverschleppung
Kein gutes Haar lässt van de Cloot am Vorstand der Gemeindeholding. Es sei ein gravierender buchhalterischer Fehler, die Kursverluste bei den Dexia-Aktien nicht abzuschreiben. Bis zum Schluss führte die Gemeindeholding sie mit 8 Euro pro Stück in ihren Büchern - einem Wert, den der Aktienkurs seit 2008 nicht mehr erreicht hat. Daher lohne es laut van de Cloot genau hinzuschauen, ob bei der Gemeindeholding nicht doch Konkursverschleppung stattgefunden hat.
Dies wäre dann gegeben, wenn die Gemeindeholding zu einem Zeitpunkt neue Kredite aufgenommen hat, als die Geschäftsführung bereits wusste, dass sie die laufenden Kredite nicht tilgen kann. So etwa bei der Kapitalerhöhung 2008. Der Dexia-Kurs dümpelte bei 2 Euro. Bei diesem Stand saß die Gemeindeholding auf mehr Schulden, als sie Eigentum besitzt. Trotzdem nahm sie frisches Geld für die Kapitalerhöhung auf.
Spekulative Geschäfte mit Steuergeldern
Damit nicht genug: Die Gemeindeholding hat so genannte Put-Optionen auf Dexia-Aktien geschrieben. Damit ist die Holding in der Pflicht, Dexia-Aktien für 5,72 Euro zu kaufen, angesichts des heutigen Werts von weniger als 1 Euro. Ein sattes Verlustgeschäft von rund 80 Millionen Euro, wie van de Cloot schätzt.
Warum macht man überhaupt solche Geschäfte? Man kassiert eine Art Versicherungsprämie für die ausgegebene Put-Option, nimmt also Geld ein und wettet, dass die Versicherung gegen den Kursverfall nicht gebraucht wird. Das sind spekulative Geschäfte, die nichts zu suchen haben in einer Holding, die mit Steuergeldern arbeitet, argumentiert Ivan van de Cloot. Wenn selbst Pierre Mariani, der Geschäftsführer der Dexia-Group sagt, seine Bank sei ein riesiger Hedge-Fonds, dann sollten die Alarmglocken bei den Aufsichtsräten läuten.
Daher fordert van de Cloot, dass sich das Parlament gründlich damit auseinander setzt, was Politiker in den Aufsichtsräten so alles durchgehen ließen. Denn schließlich werde ihnen Steuergeld anvertraut. Steuergeld, das sich inzwischen in Rauch aufgelöst hat. Es könne nicht sein, dass dafür niemand die Verantwortung übernehme, klagt van de Cloot. Das gelte bei Banken ebenso wie in anderen Sektoren. Auch dort sitzen Politiker in Aufsichtsräten. Es stelle sich die Frage, ob die Politiker auch verstehen, worüber sie dort entscheiden.
standaard/okr - Bild: Bruno Fahy (belga)