Erster Asbest-Prozess in Belgien - "nichts gewusst"

Nach Prozessen insbesondere in Italien muss sich Eternit nun also auch in Belgien vor Gericht verantworten. Die belgisch-schweizerische Firma war jahrzehntelang spezialisiert auf die Verarbeitung des krebserregenden Asbests.

Gegen Eternit geklagt hat eine Familie aus Kapelle-op-den-Bos, die dem Asbest einen hohen Tribut gezollt hat: Der Vater, die Mutter und zwei von fünf Söhnen starben an Krebs, der wohl ausgelöst wurde durch Asbest.

Dass es bislang keine gerichtliche Aufarbeitung der Asbest-Produktion in Belgien gegeben hat, kommt nicht von ungefähr: Eternit bot allen Mitarbeitern eine private Entschädigung an, falls es zu Spätfolgen kommen sollte. Auflage war aber, dass die Opfer nicht später vor Gericht gegen das Unternehmen vorgingen. Françoise Jonckheere ging auf diesen Deal nicht ein. Nachdem ihr Mann und zwei ihrer Söhne an Krebs starben, zog sie vor Gericht. Inzwischen ist die Frau, die nie in der Firma war, selbst an Krebs gestorben.

Die Hinterbliebenen wollen, dass die Firma für den Tod verantwortlich gemacht wird und fordern eine finanzielle Entschädigung. Eternit hat in der Vergangenheit immer geltend gemacht, nichts von den krebserregenden Eigenschaften von Asbest gewusst zu haben. Bis Ende der 90er Jahre betrieb das Unternehmen zwei Asbest-verarbeitende Niederlassungen in Kapelle-op-den-Bos nördlich von Brüssel.

Nach Angaben der Vereinigung von Asbest-Opfern sterben in Belgien jedes Jahr 800 Menschen an einer durch Asbest verursachten Krebserkrankung.

rp/jp - Bild: Benoit Doppagne (belga)