Durch die Schließung der Hochöfen gehen mindestens 600 Arbeitsplätze direkt verloren und wahrscheinlich nochmal so viele in den Zulieferbetrieben.
Es wird befürchtet, dass mit der Zeit die gesamte Stahlindustrie in Lüttich, in der bisher noch 3000 Menschen beschäftigt waren, endgültig schließen könnte. Eine für Donnerstagnachmittag angekündigte Betriebsversammlung wurde abgesagt.
Die Vorsitzende der FGTB-Gewerkschaft, Anne Demelenne, hat der föderalen Ebene nach eigenen Angaben bereits ausgefertigte Pläne für eine Verstaatlichung vorgelegt. Als Preis schlägt sie eine Milliarde Euro vor.
Nach neuesten Meldungen haben die Gewerkschaften Regierungsbildner Elio Di Rupo dazu aufgerufen, die Lütticher Stahlindustrie zu verstaatlichen und eine Milliarde Euro zu investieren.
Es gebe einen Präzedenzfall auf regionaler Ebene: Da habe die Region den Waffenhersteller FN übernommen, sagte Demelenne. Dieser werfe Gewinne ab. Den Kaufpreis von einer Milliarde müsse man zudem mit den Kosten für die vielen hundert Arbeitslosen aufrechnen.
Ebenso wie Wirtschaftsminister Marcourt unterstrich sie die europa-, wenn nicht weltweit führende Stellung der Lütticher bei der Forschung im Bereich von Spezialstahl, Beschichtung und Veredelung.
Marcourt zeigte sich unterdessen pessimistisch über eine mögliche Übernahme durch eine andere Stahlfirma: Von Mittal erwarte er nicht, dass er das Werk weiter verkaufe, liege dem Unternehmer doch an einer Verknappung der Produktion auf dem Weltmarkt. In diesem Fall werde Mittal aber das weiträumige Gelände entsorgen müssen.
Für den wallonischen Ministerpräsidenten Demotte hat Stahl in Lüttich eine Zukunft. Näher äußerte er sich allerdings nicht dazu. Er wolle jetzt zuerst hören, welche die Pläne von Konzerneigner Mittal seien.
alle/fs/km - Bild: Michel Krakowski (belga)