
Im Konkurrenzkampf um die besten Arbeitnehmer hat Vater Staat, so scheint es, momentan die Nase vorn. Seine Basiseinstiegsgehälter liegen auf allen Funktionsniveaus grundsätzlich über denen des Privatsektors.
Diese neue und überraschende Erkenntnis ist die Schlussfolgerung einer Studie im Auftrag der flämischen Arbeitgebervereinigung VOKA, wie die Tageszeitung De Morgen in ihrer Ausgabe vom Montag berichtet.
Bei einfachen Bediensteten gleicht sich der Einkommensunterschied erst nach einigen Jahren an. Das Kaderpersonal in privaten Unternehmen kann sich gar erst gegen Ende der Karriere über einen nennenswerten Gehaltsvorsprung freuen. Aber vor allem Mitgliedern des höheren Managements zahlen die föderalen und flämischen Behörden während der gesamten Laufbahn durchweg höhere Löhne, als es private Unternehmen tun.
Neben den Basisgehältern wurde aber auch das Gesamtpaket, inklusiver außertariflicher Vorteile, wie Firmenwagen oder Unkostenpauschalen in die Studie miteinbezogen. Gerade für private Unternehmen sind diese extralegalen Vorteile ein bewährtes Mittel, neue Mitarbeiter anzulocken und die verdienstvollen an sich zu binden. Diese Vorteile geraten jedoch immer mehr ins Visier des Staates, der seine chronisch angeschlagenen Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen versucht.
Bei den variablen Lohnanteilen wie Erfolgsprämien oder Umsatz- beziehungsweise Gewinnbeteiligungen werden lediglich Angehörige des oberen Managements im privaten Sektor besser vergütet. In schwierigen Zeiten können diese jedoch auch stark nach unten schwanken, während Prämien im öffentlichen Sektor festgelegt sind.
Weniger überraschend, dass nach Karriereende die staatlichen Pensionen höher sind, als die gesetzlichen im Privatsektor. Lediglich durch das Angebot von Betriebsrenten können die privaten Unternehmen gleich aufziehen. Nur 60 Prozent der privaten Arbeitnehmer jedoch kommen in den Genuss einer solchen zusätzlichen Rente.
Sektor ebenfalls ausschlaggebend
Wem die Entscheidung zwischen einem privaten und einem öffentlichen Arbeitgeber noch nicht knifflig genug ist, dem sei ein Bericht in der wallonischen Tageszeitung La Meuse ans Herz gelegt. In der vergangenen Woche wurden die Ergebnisse einer Internetumfrage des Marktforschungsinstituts Synovate unter 50.000 belgischen Angestellten veröffentlicht.
Demzufolge ist neben dem Diplom des Arbeitnehmers und seiner Funktion im Unternehmen ebenfalls der Sektor ausschlaggebend: Auch hier liegt mit einem Durchschnittsbruttolohn von 4600 Euro der öffentliche Sektor auf Platz eins. Weit abgeschlagen die Pharmaindustrie mit 4000 Euro auf Platz zwei. Das Schlusslicht der Tabelle ist der Horeca-Sektor mit rund 2400 Euro brutto monatlich.
Darüber hinaus sind die regionalen Unterschiede bemerkenswert. Mit einer hohen Dichte an öffentlichen Einrichtungen, Pharmaunternehmen sowie Banken und Finanzdienstleistern sind in Brüssel die Durchschnittsgehälter mit rund 3700 Euro am höchsten. Die wallonischen Gehälter liegen, außer in Wallonisch-Brabant, generell unter den flämischen. Die Provinz mit dem niedrigsten Durchschnittseinkommen ist Lüttich. Hier verdient man mit 2700 Euro rund 1000 Euro weniger als in Brüssel.
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