Einen konkreten Anlass dazu gibt es eigentlich nicht. Aber ausschließen kann man gewaltsame Proteste nicht, zumal es auch bei uns zahlreiche soziale Brennpunkte in den Großstädten gibt: In Brüssel unter anderem die Stadtteile Molenbeek und Anderlecht, aber auch verschiedene Stadtteile in Charleroi, Antwerpen oder Lüttich.
In Lüttich stellt Bürgermeister Willy Demeyer seit einigen Monaten fest, dass die Stimmung in manchen Straßenzügen teilweise extrem gereizt ist.
Denn die Grundprobleme, die gibt es auch bei uns: Arbeitslosigkeit, ein Stück weit auch Perspektivlosigkeit und eine Integration von Ausländern, die nicht wirklich gelungen ist. Alles in allem ein gefährlicher Mix. Demeyer sagt ganz klar: Man muss auf die jungen Menschen zugehen, ihnen zuhören, damit die Gewalt erst gar nicht eskalieren kann.
Klartext oder Übertreibung?
Einige Politiker nehmen keine Hand mehr vor den Mund und reden jetzt Klartext, wie der Ministerpräsident der Brüsseler Region, Charles Piqué. Der sagt offen: "Es gibt in einigen Gemeinden Brüssels ein echtes Risiko. Soziale Konflikte, ethnische Spannungen, die Polizei, die nicht mehr von allen ernst genommen wird. Wir müssen aufpassen, dass die Lage nicht eskaliert."
Andere wiederum sagen, das sei total übertrieben. Ja, das Risiko bestehe zwar, aber so groß sei es auch nicht und wenn wir ständig drüber reden würden, dann brächten wir einige junge Menschen erst recht auf dumme Gedanken, sagt beispielsweise der Bürgermeister von Anderlecht.
Drogen in Antwerpen
Im Antwerpener Norden, im sogenannten „Seefhoek-Viertel“, gibt es seit Jahren ein Drogenproblem. Dealer handeln dort auf offener Straße mit Rauschmitteln. Anwohner und Geschäftsleute sind das langsam satt. Sie fühlen sich von der Situation bedroht und sagen: Die Polizei tut nichts oder viel zu wenig.
Deswegen haben die Anwohner gestern Abend selber Hand angelegt und die Drogendealer vertrieben. Bei den schweren Auseinandersetzungen hat es insgesamt vier Verletzte gegeben. Die Polizei hat jetzt reagiert und mehr Beamte in das Viertel beordert. Die Zusammenstöße gestern in Antwerpen hatten aber nichts mit den Krawall-Aktionen in London zu tun.
Bild: Olivier Papegnies (belga)