Der Urheber der Fälschung hat es selbst zugegeben. Ein gewisser Patrick M. aus dem Raum Verviers erklärt im Fernsehsender RTL-TVI, dass er das Foto zusammen mit einigen Arbeitskollegen inszeniert hat. Also: Man nehme eine Poresta-Platte, schneide da ein Dreieck heraus, bringe ein paar Lampen an, und fertig ist das Ufo. Das Modell hängt man dann an die Decke.
Sie hätten das Foto mit Hilfe einer Kamera mit Fuß geschossen, sagt Patrick M, damit könne man dieses etwas verschwommene Bild machen, das also eine gewisse Bewegung suggeriert. Den ganzen Aufwand hätten er und seine Freunde nur betrieben, um die Kollegen am Arbeitsplatz ein bisschen zu foppen - und dann habe die Geschichte sich verselbstständigt.
Der helle Wahnsinn
Das Bild ging 1990 um die Welt. Zumindest in Belgien kennt es wohl wirklich jeder. In vielen Bücheregalen steht wohl noch das Buch "UFO-Welle über Belgien", das seinerzeit die SOBEBS herausgegeben hat, jener Verein, der sich voll und ganz der Beschreibung unerklärlicher Phänomene und insbesondere nicht-identifizierter Flugobjekte verschrieben hatte. Auf dem Cover war besagtes Foto jenes vermeintlichen UFOs, das über Petit-Rechain gesichtet worden sein soll.
Man muss nur "UFO" und "Petit-Rechain" in eine Internet-Suchmaschine eingeben - nach wie vor wird besagtes Foto in unzähligen Publikationen erwähnt, mitunter gar quasi als ein Kronzeuge für die Existenz solcher Flugobjekte herangeführt, um nicht zu sagen: für die Existenz von Außerirdischen Flugmaschinen.
Anscheinend hat sogar die NASA das Foto aus Petit-Rechain unter die Lupe genommen, wie mehrere Zeitungen übereinstimmend in ihren Mittwochsausgaben schreiben. Das Foto sei von Experten eingehend geprüft worden, auch von NASA-Mitarbeitern. Das Bild wurde durch sämtliche Farbfilter dieser Welt gejagt, sogar in einen Computer eingescannt, was damals ja noch nicht selbstverständlich war. Das einhellige Urteil der Fachleute: das Bild kann keine Fälschung sein.
"Das Negativ ist keine Fälschung. Aber es wurde etwas Überraschendes entdeckt, das bisher unsichtbar geblieben war: Ein Wirbel von Teilchen, die sich um das Objekt bewegen. Niemand kennt den genauen Ursprung dieser Teilchen. Es scheint, als gehörten sie zum Antriebssystem einer fortgeschrittenen Technologie"
Auszüge aus einem angeblichen Gutachten im Internet
Dass das Foto damals für solches Aufsehen gesorgt hatte, erklärte sich aber auch dadurch, dass das sozusagen der Höhepunkt dessen war, was man die "belgische UFO-Welle" nennt. Seit Ende des Jahres 1989 hatten sich in Belgien die Sichtungen von nicht-identifizierten Flugobjekten gehäuft. Die Flugsicherung hatte dermaßen seltsame Spots auf dem Radarschirm beobachtet, dass sogar F16- Kampfflieger aufgestiegen sind. Berühmt ist ja auch die UFO-Sichtung über Eupen, die ja sogar von zwei Gendarmen quasi amtlich bestätigt wurde.
Falsches UFO auf Basis von Augenzeugenberichten
In dieser Zeit war so ein Foto von einem UFO natürlich eine Bombe. Und da beißt sich im Grunde die Schlange in den Schwanz. Denn ohne besagte UFO-Welle wären Patrick M. und seine Kollegen wohl nie darauf gekommen, ein UFO-Foto zu inszenieren. Und inspiriert hat man sich dann auch augenscheinlich an den Augenzeugenberichten der Menschen, die etwas gesehen haben wollten. Das Foto passte also auch noch wie die Faust aufs Auge.
Patrick M. gab bei RTL jedenfalls an, dass es mit Sicherheit nicht seine Absicht gewesen sei, die ganze Welt zum Narren zu halten. Nur war das Foto irgendwann in den Medien, die Geschichte wurde größer und größer, und dann hätten er und seine Kollegen sich eben gesagt: Gut, dann lassen wir's eben laufen.
So mancher UFOloge wird sich aber vielleicht sagen: Warum musste Patrick M nach all den Jahren doch noch auspacken? Es wäre doch eigentlich viel schöner gewesen, man hätte uns in der Illusion gelassen, dass Ostbelgien von Außerirdischen besucht worden ist. Die Wahrheit tut eben manchmal weh ...
- Bekenntnis von Patrick M.: Video auf rtl.be
Bild: RTBF