Eingeläutet wurde der Festtag am Sonntag traditionsgemäß mit einem Volksfest in Kortrijk, dort, wo vor über 700 Jahren die Schlacht der Goldenen Sporen stattgefunden hat, was so etwas wie die Geburtsstunde Flanderns ist. In Kortrijk gab es denn auch die wirklich prägenden Aussagen zum flämischen Feiertag.
Außergewöhnlich viele Menschen waren gekommen, um den Vorabend des flämischen Festtages auf historischem Boden zu begehen. Inmitten des Meers von flämischen Löwen: N-VA-Chef Bart De Wever, der in Kortrijk wie ein Popstar gefeiert wurde. Zwar waren auch noch andere Vertreter der politischen Klasse anwesend, Augen hatte man aber nur für einen.
Beobachtern zufolge fiel die Rede des N-VA-Chefs aber nicht so scharf aus, wie man es vielleicht hätte vermuten können. Er beschränkte sich im Wesentlichen darauf, seine Haltung zu bekräftigen, also sein Nein! zur Kompromissnote von Elio Di Rupo noch einmal zu untermauern.
Es sei ihr gutes Recht, wenn die Frankophonen glaubten, auch diesmal wieder einer tief greifenden Staatsreform entgehen zu können, sagte De Wever. Nach dem Motto: Man stopft ein paar Löcher, vornehmlich über Steuererhöhungen, und dann bekommt man das Schiff schon wieder flott. Nun: Die Frankophonen können so denken. Sie haben aber nicht das Recht, diesen institutionellen Stillstand der flämischen Mehrheit in diesem Land aufzuzwingen.
Mehr denn je richten sich also alle Blicke auf die CD&V. Eine Regierung ohne die N-VA ist möglich, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die flämischen Christdemokraten mitmachen. Ohne N-VA UND CD&V hätte die Koalition auf flämischer Seite keine Mehrheit, und sie würde im Parlament zudem auch nicht über die Zweidrittelmehrheit verfügen, die Grundbedingung für eine Revision der Verfassung ist.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)