Heimvorteil für Thierry Neuville (Peugeot) und Freddy Loix (Skoda) beim belgischen IRC-Lauf im Westhoek. Aber alle Topfahrer sind da, um ihnen ordentlich Paroli zu bieten.
Die Ypern-Rallye am 24 und 25. Juni: eindeutig einer der Höhepunkte der belgischen Meisterschaft, der Rallye-EM und der Intercontinental Rallye Challenge IRC. Heißeste Anwärter auf den Sieg beim Westhoek-Klassiker: Sechsfach-Sieger - muss man mehr sagen? - Freddy Loix (40) im Skoda Fabia und Youngster Thierry Neuville (frischgebackene 23) im Peugeot 207.
"Fast Freddy" kennt die Gegend wie seine Westentasche und fühlt sich (obschon er Limburger ist) im Westhoek wie zu Hause. Loix schlagen wird auf jeden Fall äußerst schwierig - versuchen werden das aber einige.
Allen voran Thierry Neuville: Bei der letzten Rallye in der Ukraine haben der Hünninger und und Co-Pilot Nicolas Gilsoul mit einem sechsten Platz zwar nicht ganz das erhoffte Resultat eingefahren, aber in Ypern soll der zweite IRC-Sieg her. Teamchef Marc Van Dalen stärkt ihm den Rücken: "Thierry hat die besten Voraussetzungen. 2010 sind wir hier auf den dritten Platz gefahren, und die Fortschritte, die er in diesem einen Jahr gemacht hat, sind unglaublich."
"Die letzten drei Läufe - und vor allem der Sieg auf Korsika - haben gezeigt: Er kann gewinnen." Positiv wertet Van Dalen auch die zwei Test-Tage in der Gegend um Ypern. Das Team wird seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen, um den Sieg herauszufahren - schließlich hat Peugeot Belgien-Luxemburg schon 2002 und 2003 mit Bruno Thiry in Ypern gewonnen - und im Jahr 2008 mit ... Freddy Loix.
Duell Skoda vs. Peugeot
Aber nicht nur Neuville und Loix rechnen sich Chancen auf den Sieg aus. IRC-Spitzenreiter Juho Hänninen aus Finnland ist der einzige, den man nicht in der Starterliste findet. Aber Hänninen hat gar nicht die Ambitionen, seinen Titel zu verteidigen. Der Finne konzentriert sich dieses Jahr auf die WRC (Erster in der SWRC letzte Woche in Griechenland) und hat nur einige IRC-Läufe in sein Programm aufgenommen. Die hat er allerdings bisher äußerst erfolgreich absolviert - nach einem sechsten Platz (Monte Carlo) und zwei Siegen (Kanarische Insel und Ukraine) steht er mit 58 Punkten an der Spitze - aber nur noch bis Samstagnacht.
Übernehmen will die Führung in der IRC-Meisterschaft Skoda-Pilot Jan Kopecky aus Tschechien, der momentan drei Punkte hinter Hänninen liegt. Auch er will in Ypern weit nach vorne - in den letzten zwei Jahren fuhr er zwei Mal auf Platz zwei. Markenkollege Andreas Mikkelsen kam bei seiner ersten Teilnahme 2010 auf Platz fünf. Der schnelle Norweger hofft, dass er in Ypern im Gegensatz zu den letzten Läufen nicht durch Pech oder Patzer zurückgeworfen wird.
Auf Peugeot-Seite wollen Monte-Sieger Bryan Bouffier, Guy Wilks (wie Neuville im Kronos-Peugeot), Bruno Magalhaes und EM-Spitzenreiter Luca Betti dagegen halten. Nur der 207 S2000 von Pierre Campana fehlt, der Franzose bekam das Budget nicht zusammen und musste kurzfristig absagen. Insgesamt sind 30 Super 2000-Autos dabei!
Alle IRC-, EM- und BM-Protagonisten am Start - Belgien-Debüt
Neben dem heißen Zweikampf zwischen Skoda und Peugeot (2011 bisher je zwei Siege) mischt eine Reihe weiterer Super 2000 mit: zwei Proton Satria Neo (2006-Sieger Giandomenico Basso und PG Andersson) und vier Ford Fiesta (Michal Solowow und Maciej Oleksowicz aus Polen, der Franzose Julien Maurin und der Deutsche Felix Herbold). Luca Rossetti, der sich 2007 in Ypern durchsetzte, sitzt im Abarth Grande Punto S2000.
Das erste Mal in Belgien zu sehen: der Mini Countryman Cooper. Den fährt kein geringerer als Patrick Snijers, der immerhin vier Mal in Ypern ganz oben auf dem Treppchen stand. Und auch alle anderen belgischen Rallyestars lassen sich das Spektakel rund um den historischen Stadtkern nicht entgehen: Bernd Casier im Skoda Fabia (vierter Rang 2010), Pieter Tsjoen - der amtierende belgischer Meister mit neuer Co-Pilotin Lara Vanneste unterwegs, da Eddy Chevailler sich letztes Wochenende bei der Akropolis-Rallye eine Rückenverletzung zuzog - Melissa Debackere, Alexandre Romain (will den Sieg in der Gruppe N), Kris Princen (wie Tsjoen auch ehemaliger Sieger - das macht dann insgesamt sechs) undundund.
Insgesamt 123 Autos gehen am Freitag um 16:38 an den Start. Zwei Schleifen mit jeweils drei Wertungsprüfungen stehen auf dem Programm der ersten Etappe. Um 23:10 werden dann in Ypern die Bürgersteige hoch- beziehungsweise die Motorhauben runtergeklappt. Weiter geht es am Samstag um 11:18 Uhr. Nach zwölf weiteren WP und insgesamt 297,45 Wertungskilometern steht dann gegen halb elf der Sieger der 47. Ausgabe fest.
Thierry Neuville-Fanclub campiert auf der Wiese
Auch die Rallyefans der Region zieht es zum Klassiker nach Ypern. Über 70 Mitglieder des Thierry Neuville-Fanclubs unterstützen ihren Mann vor Ort. Mit vier LKW mit Matratzen, Duschen und Klos, Zelten und der einen oder anderen Zapfanlage sind die ostbelgischen Rallyeverrückten wohl ausreichend ausgestattet. Auf der eigens angemieteten Wiese wird das Wochenende auf jeden Fall richtig amüsant - ob es auch erfolgreich wird, wissen wir dann Samstagnacht. Und falls ja, dürfte die Festivalatmosphäre noch bis in den Sonntagmorgen hinein anhalten ...
Aktuelle Resultate laufend auf brf.be und in den BRF-Nachrichten (ab dem Ergebnis der ersten Wertungsprüfung am Freitag um 18:00 Uhr bis zum Endergebnis Sonntagmorgen). Alle Stimmen und Ereignisse am Sonntag in "Call for Music" - die Sportsendung entfällt wegen des Eupen Musik Marathons - und alle Bilder am Montag im Blickpunkt. Und natürlich hier im Netz!
Bild: Willy Weyens, Condroz 2010