Vic Van Aelst gegen das französischsprachige Belgien verteidigt. Diese Angriffe seien zwar knallhart formuliert gewesen, meinte De Wever, doch beinhalteten sie einige grundlegende Wahrheiten.
Van Aelst gehört zwar noch lange nicht zur N-VA, doch hat er sich bei den flämischen Nationalisten durch seine scharfen Ausfälle gegen das frankophone Belgien bereits einen Namen gemacht.
Seine jüngste Attacke: Die Französischsprachigen fühlten sich den Flamen haushoch überlegen und benähmen sich auch entsprechend, unter anderem indem sie deren Sprache vergewaltigten. Dies hatte bei mehreren frankophonen Politikern helle Empörung ausgelöst.
Zu Unrecht, befand nunmehr N-VA-Parteichef De Wever bei einem Treffen mit limburgischen Arbeitgebern. Van Aelst hat seines Erachtens nichts anderes getan, als den Finger auf eine tatsächlich bestehende Wunde zu legen.
Die Frankophonen forderten, dass die Flamen sich solidarisch zeigen, doch weigerten sie sich in Brüssel das Niederländische so zu respektieren, wie es die von der Mehrheit der belgischen Bevölkerung gesprochene Sprache verdiene. Selbst die zur Zeit laufenden Verhandlungen im Hinblick auf eine Staatsreform und die Bildung einer neuen Regierung verliefen fast ausschließlich auf Französisch.
"Normal ist das nicht", sagte De Wever und fügte hinzu: "Dieses Land besteht dank des guten Willens der zweisprachigen Flamen."
Archivbild: Benoît Doppagne (belga)
Nach meiner Meinung stimmt das, was Van Aelst behauptet, sind wir doch in Ostbelgien mit Ähnlichem konfrontiert !
Ich denke auch das Van Aelst im Kern Recht hat. Ich selbst habe oft genug die Geringschätzung der Niederländischen Sprache gegenüber erlebt, auf die er anspricht.
Ein neuer Propagandaführer ist geboren. Vor mehr als einem halben Jahrhundert hieß es "Deutsche, kauft nicht bei Juden", heute heißt es "Flamen, kauft nicht bei Wallonen".
Würde die Politik sich nicht ständig hinter ihren Fronten verstecken und würde sie zum Dialog gezwungen. So wär die Regierungskrise schnell beendet.
Habe ich da etwas verpasst? Wann und wo haben Herr De Wever und/oder Herr Van Aelsts gesagt: "Flamen, kauft nicht bei Wallonen"? Demgegenüber kann man die Aussagen die sie tatsächlich gemacht haben nachvollziehen.
Nein, aber ein Verbot, an flämischen Postämtern in französisch zu bedienen oder die Abschaffung des Franz-Unterrichts auf flämischen Schulen geht in diese Richtung. Die Nationalismus-Propaganda-Maschinerie, alles französisch-klingende als neues Feindbild zu evozieren, läuft auf Hochtouren!
Nun, auf einem Postamt in Lüttich oder Charleroi wird man auch nicht auf Niederländisch bedient. Warum soll man also auf einem Postamt in Flandern auf Französisch bedient werden?
An der hier geführten Diskussion sieht man genau das Problem: Die Wallonen dürfen ihre Identität haben, aber wenn die Flamen ebenfalls ihre Identität einfordern, dann sind das gleich alles rechtsextreme Nationalisten. Diese Sichtweise mag ja in der Wallonie sehr verbreitet sein; dass aber ein solches "Belgique de papa" in der DG so viele Befürworter hat, ist bedenklich.
Nachdem also ein Jahr lang auf Französisch verhandelt worden ist und nichts dabei heraus gekommen ist, sollten die Verhandlungen jetzt so lange auf Niederländisch geführt werden, bis sich alle geeinigt haben.
In dieser Thematik ist es schwierig, sich so nuancierend zu äußern, dass nicht sofort der Eindruck einer Schwarz-weiß-Malerei entsteht.
Aber auch ich bin der Meinung, dass Bart De Wever hier grundsätzlich Recht hat. Und wer genau liest, der erkennt, dass er nicht alle Aussagen von Van Aelst in dessen Wortlaut übernehmen würde.
Das Grundübel des Landes sind die Entwicklung und der Status von Brüssel! In tief flämischen oder zweisprachigen Gemeinden siedeln sich massenweise einsprachige bzw. kein Niederländisch sprechende Leute an, die sich viel zu oft hochmütig weigern, eine Integration über die Sprache zu versuchen. Und jetzt glauben führende wallonische Politiker auch noch, mit der illegalen "alliance Wallonie-Bruxelles", die übrigens von den echten Brüsselern abgelehnt wird, die Region Brüssel für sich vereinnahmen zu können.
Der Historiker könnte im Fall Brüssel vielleicht eine moderne Form der Völkerwanderung sehen, wo eine Sprachengruppe die andere durch Überzahl verdrängt und so z.B. langfristig die Sprachengrenzen verlagert. Doch in einem Rechtstaat gilt es zunächst, die aus gutem Grund vorhandenen Spielregeln (auch in Sachen Sprachgebrauch) einzuhalten. Andernfalls wird es unweigerlich zu Konflikten kommen, die in ihrer Potenz sehr weit gehen könnten...
Jedenfalls finde ich es traurig, dass offensichtlich bei Verhandlungen ohne Beisein von Dolmetschern vorwiegend auf Französisch geredet werden muss, um voran zu kommen. Das ist doch symptomatisch! Auf höchster Ebene (Regierungsbildung, Staatsreform) sollte eine gründliche Kenntnis zumindest der Hauptsprachen NL u. FR selbstverständlich sein, sodass jeder sich in seiner Sprache einbringen kann...