Seither wird zwar eine neue Staatsreform verhandelt, und nach den Wahlen vom 13. Juni des letzten Jahres auch versucht, die Weichen für eine neue Regierung zu stellen, doch handfeste Ergebnisse haben diese Verhandlungsbemühungen bisher nicht gebracht. Vorläufig führt Yves Leterme mit seiner Regierung weiter die Amtsgeschäfte.
Wie lange noch? Eine Woche? Einen Monat? Bis September - gar nicht so leicht eine Antwort auf diese Frage zu geben. Ebenso schwierig wie vor einem Jahr genau zu beschreiben, was denn eine Regierung, die nach ihrem Sturz nur noch die Amtsgeschäfte führt, machen kann und was nicht - schlussendlich hat sie eine Menge zu tun.
Es wurden Entscheidungen getroffen, die man vor einem Jahr vielleicht noch für unmöglich gehalten hatte - es wurde ein neuer Mann für den Posten des Notenbankchefs bei der BNB auserkoren, man winkte ein angepasstes Rahmentarifabkommen für die Beschäftigten der Privatwirtschaft durch, man schnürte einen Staatsetat und schickte F-16 Kampfflugzeuge zum Einsatz nach Libyen. Alles während man eigentlich ein Auslaufmodell ist und als Regierung nur noch die Amtsgeschäfte führt. Allerdings mit einer Mehrheit im Parlament.
Doch dort - im Parlament wird jetzt auch der demokratische Schönheitsfehler einer so agierenden Regierung deutlich - da Letermes Kabinett schon vor einem Jahr stürzte, kann das Parlament eine seiner schärfsten Waffen nicht mehr anwenden - es kann diese Regierung, wegen möglicher Verfehlungen oder Entscheidungen, die im Halbrund nicht mitgetragen werden, nicht noch einmal zu Fall bringen.
So arbeitet Yves Leterme mit seiner Ministerriege also weiter - und es bleibt die eingangs gestellte Frage - wie lange noch? Die einfachste und logischste Antwort hierauf wäre eigentlich: bis zur Bildung einer neuen Regierung, die das Resultat des erfolgreichen Abschlusses von Koalitionsverhandlungen wäre. Irgendwann in der näheren Zukunft oder nach theoretisch möglichen Neuwahlen und den sich daran anschließenden Koalitionsverhandlungen in einer etwas ferneren Zukunft.
Reaktion der Ratingagenturen ungewiss
Premier Leterme könnte also möglicherweise noch etwas länger - geschäftsführend - im Amt bleiben. Wie darauf allerdings die Finanzmärkte und die Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit der Staaten beurteilen, reagieren, das ist eine andere Frage. Im Dezember des letzten Jahres ließ die Ratingagentur Standard & Poors wissen, dass sie zwar die Kreditwürdigkeit Belgiens nicht drastisch zurückstufen würde, sie dem Land aber nur sechs Monate geben würde, um dann wieder über eine handlungsfähige Regierung zu verfügen. Es gelte schließlich sich langfristigen Zielen in Politikbereichen zu widmen, die keine scheidende Regierung anpackt - hierzu gehört die zunehmende Vergreisung der Gesellschaft und die hieraus für den Staat entstehenden Kosten.
Mitte Juni will Standard & Poors mit einer neuen Bewertung Belgiens von sich hören lassen. Dieses Damoklesschwert schwebt also weiterhin über unseren Köpfen. Denn selbst eine geringfügige Herabstufung der Kreditwürdigkeit Belgiens, sei sie noch so klein, könnte an den Finanzmärkten für Wirbel sorgen. Dessen sollten sich all jene bewusst sein, denen durch den Umstand, dass die scheidende Regierung so aktiv die Amtsgeschäfte führt, der Druck beim Aushandeln einer Staatsreform und einer Regierungsbildung genommen worden zu sein scheint.
Die Ausrede, dass der wirtschaftliche Aufschwung spürbar wird und sich das auf dem Arbeitsmarkt, beziehungsweise bei den Arbeitslosenzahlen, positiv auswirkt, kann man nicht gelten lassen. Standard & Poors hat unmissverständlich wissen lassen, dass man in Kürze von ihnen hören wird.
Ich verstehe es nicht. Und ich denke, ich bin damit nicht der/die Einzige. Fast überall auf der Welt, sieht man Mehrsprachigkeit als Chance an, die man fördert und ausbaut. Und was ist bei uns in Belgiien?
Wir "normalen" Leute lieben unsere Heimat und mögen unsere Nachbarn. Und wie ist es mit den Politikern? Sie bekämpfen selbst ihre eigenen Parteifreunde, wenn sie die "falsche" Muttersprache sprechen.
Was soll dieser Unsinn? Warum lassen wir uns als Bürger so etwas gefallen? Was können wir dagegen tun? Hat jemand eine gute, wirksame aber friedliche Idee? Ich lasse meinen Bart wachsen und er wird immer länger.
Aber ich möchte friedvoll und effektiv noch mehr tun. Wer hat eine gute und friedliche Idee? Ich wäre gerne dabei, sie mit umzusetzen.
Tja, das mit den Parteifreunden die die "falsche" Sprache sprechen... eben genau das fehlt Belgien!
Welche ist denn die Partei, in der Flamen und Wallonen für eine Sache arbeiten?
KEINE!
Flämische Sozialisten / Wallonische Sozialisten
Wallonische Christen / Flämische Christen
ebenso bei den Liberalen
und selbst die Grünen schaffen es nicht an einem Strang zu ziehen.
Parteien dürften spätestens auf föderaler Ebene nur noch Sprachgrenzen übergreifend existieren. Wenn die dann intern ein Miteinander gelernt hätten wären sie auch in der Lage diesen Geist in Staatsreformen und die föderale Regierung zu tragen.
Pit