Erzbischof André-Joseph Léonard hat die Äußerungen des Ex-Bischofs von Brügge, Roger Vangheluwe, in einem Fernsehinterview vor zehn Tagen als "schockierend" bezeichnet. Das sagte Léonard in seiner Ostermesse in der St. Michael und St. Gudula-Kathedrale in Brüssel.
"Eine Reihe von Skandalen hat die Kirche in Belgien auf die Probe gestellt und bei den Opfern alte Wunden wieder aufgerissen", sagte der Erzbischof. "Der letzte Skandal in dieser Reihe war sicherlich das schockierende Interview des ehemaligen Bischofs von Brügge." Mehr wolle er in der Predigt dazu nicht sagen.
Vangheluwe hatte in besagtem Fernsehinterview Stellung genommen zu den sexuellen Übergriffen auf zwei seiner Neffen. Dabei hatte er seine Taten verharmlost und als "Spielchen" abgetan.
Plädoyer für einen zwischengemeinschaftlichen Frieden
Léonard legte den Schwerpunkt seiner Osterpredigt auf zwischengemeinschaftliche Aspekte. Er freue sich über den Beitrag, den seine Diözese zu mehr zwischengemeinschaftlichem Verständnis und Brüderlichkeit leisten könne. So sei der Kreuzweg von flämischsprachigen und französischsprachigen Gläubigen gemeinsam gestaltet worden.
Der Erzbischof rief alle Politiker des Landes zu Brüderlichkeit auf. Rund 800 Gläubige haben den Gottesdienst besucht.
"Unmittelbare Absetzung ist schwere Strafe"
In Fernseh-Interviews sagte Erzbischof Léonard, eine Versetzung Vangheluwes in den Laienstand könne positive, aber auch negative Aspekte haben. Einerseits wäre es ein starkes Signal, andererseits würde Vangheluwe dann aber auch unkontrollierbar. Er erinnerte an den Aufruf zu völliger Transparenz, den er zu Beginn des Skandals gemacht habe.
Léonard betonte, mit der unmittelbaren Absetzung Vangheluwes als Bischof habe Rom eine außergewöhnliche und schwere Strafe verhängt. Mögliche weitergehende Strafen seien eine Befugnis von Rom.
belga/vrt/rtbf/okr/fs - Bild: Julien Warnand (belga)