Ex-Bischof Vangheluwe, der sich wegen Missbrauchs an seinem Neffen auf Anweisung des Vatikans in Frankreich einer Therapie unterzieht, hatte überraschend ein Fernsehinterview gegeben.
Darin gestand er, auch einen zweiten Neffen sexuell missbraucht zu haben. Er tat dies als "Spielchen" ab, das von kurzer Dauer gewesen sei. Kardinal Danneels war laut Vangheluwe nicht über die Vorfälle informiert.
Wie der Ex-Bischof weiter behauptet, erhielt er seit seiner Versetzung vor einem Jahr hunderte Sympathiebekundungen. Er habe daher nicht die Absicht, sein Kirchenamt aufzugeben.
Vatikan verfolgt Entwicklung
Der Nachfolger von Roger Vangheluwe in Brügge, Bischof Jozef De Kesel hat bestürzt und betrübt auf die Bekenntnisse Vangheluwes reagiert. Er fühle eine große Ohnmacht und könne nicht verstehen, dass der Missbrauch von Kindern so minimalisiert werde, erklärte De Kesel am Freitagmorgen in einem Interview mit dem flämischen Rundfunk.
Auch Rom ist irritiert über die Äußerungen des Ex-Bischofs im Fernsehen. Der Vatikan verfolge die Entwicklung ernsthaft, im Hinblick auf eine gründliche Bewertung der Angelegeheit, sagte Vatikansprecher Lombardi. Die Erklärungen der belgischen Bischöfe drückten das Entsetzen und die Besorgnis über das Interview aus, betonte der Sprecher des Heiligen Stuhls in Rom.
Premierminister Leterme sagte, mit dem Auftritt habe Vangheluwe die Grenzen des Zumutbaren überschritten. Die Kirche müsse Verantwortung zeigen und die nötigen Schlüsse ziehen, fordert Leterme. Auch Justizminister De Clerck zeigt sich erschüttert über den Fernsehauftritt Vangheluwes. Dies stelle eine Ohrfeige für alle Missbrauchsopfer dar. Die katholische Kirche in Belgien ruft der Minister auf, angemessene Sanktionen auszusprechen. Auch die CdH-Vorsitzene Milquet, der Open VLD-Politiker Van Quickenborne und die PS-Vizeregierungschefin Onkelinkx bezeichneten die Bekenntnisse des Ex-Bischofs als unglaublich.
Entsetzen auch bei der Vorsitzenden des Parlamentarischen Sonderausschusses zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der Kirche, Carine Lalieux. Sie erklärte, dass Vangheluwe tatsächlich seine Vergehen immer noch relativiere und er nicht anerkenne, dass er Straftaten begangen habe. Die Versetzung des Ex-Bischofs nach Frankreich und weitere von der Kirche gegen Vangheluwe verhängte Sanktionen bezeichnete Lalieux als pseudo-Sanktionen. Die sozialistische Politikerin kritisierte gleichzeitig auch den Schutz, den Vangheluwe ihrer Meinung nach von seinen kirchlichen Vorgesetzten genießt.
vrt/jp - Archivbild: belga