Zum ersten Mal spricht Roger Vangheluwe offen und in diesem Umfang vor laufenden Fernsehkameras über den Missbrauch zweier seiner Neffen. Als Pädophilie könne dies allerdings nicht bezeichnet werden.
"Wie in allen Familien kamen sie zu Besuch, schliefen bei mir", sagte Vangheluwe dem flämischen Fernsehsender VT4. Er stritt ab, Gewalt angewendet zu haben.
"Ja", so sagt der heute über 70-Jährige vor der Kamera, "ich habe zwei meiner Neffen sexuell missbraucht. Einen der Jungen über einen Zeitraum von 13 Jahren, und den zweiten während etwas weniger als einem Jahr."
Gleichzeitig aber hat sich Vangheluwe nach seinem Verständnis nie an den Jungen vergangen. Er sprach wörtlich von "etwas, das einige Male ein bisschen geschah".
Staatsanwaltschaft: Zweites Opfer während zwei Jahren missbraucht - Taten verjährt
Der Missbrauch des zweiten Jungen durch Vangheluwe hat nicht ein Jahr, sondern zwei Jahre gedauert. Das hat die Staatsanwaltschaft von Brügge erklärt. Das Opfer soll aber laut Staatsanwaltschaft weniger unter den Vorfällen leiden als der erste Junge, den der Geistliche während 13 Jahren missbrauchte. Beide Fälle lägen zwanzig Jahre zurück und seien daher verjährt.
Auf die Frage des Journalisten, ob er sich nie die Frage gestellt habe, ob das, was er mit den Kindern tat, ein Fehler war, erklärte Vangheluwe, dass er selbstverständlich wisse, dass das war er tat nicht richtig war, er in seinem Verhalten im Grunde aber nur den Ausdruck seines Wunschs nach etwas Zuneigung und Intimität sieht. Der Ex-Bischof spricht im Interview deshalb auch lieber von "kleinen Spielchen" als von tatsächlichem sexuellem Missbrauch.
Millionen Franken für Opfer
Geäußert hat sich Vangheluwe bei seinem Fernsehauftritt auch zur Zahlung beträchtlicher Summen an eines der Opfer, das der Ex-Bischof über einen Jahrzehnt sexuell missbrauchte. Mehrfach, so erklärte er, habe er dem Jungen umgerechnet 25.000 Euro zugesteckt, ohne diese Beträge als Schweigegeld zu betrachten.
Die Notwendigkeit einer psychiatrischen Behandlung erkennt Roger Vangheluwe derweil nicht. Er habe seinen Rücktritt vom Amt des Bischofs vor einem Jahr erklärt, die Missbrauchsfälle lägen überdies ein Vierteljahrhundert zurück. Er habe bisher damit leben können, weshalb sollte jetzt eine psychologische Behandlung nötig sein.
Es tue ihm leid, dennoch sei er nicht bereit, in den Laienstand zu treten, sagte Vangheluwe. Der 74-jährige Geistliche war vor einem Jahr zurückgetreten nachdem bekannt geworden war, dass er einen Neffen dreizehn Jahre lang sexuell missbraucht hatte. Der Junge war fünf Jahre alt, als es zum ersten Missbrauch kam. Der Ex-Bischof von Brügge war am vergangenen Wochenende auf Anweisung des Vatikans in ein Kloster nach Frankreich versetzt worden, um sich einer psychologischen Behandlung zu unterziehen.
belga/vrt/jp