Es geht um den Fall einer 46-jährigen Frau aus der Provinz Limburg. Sie hatte sich zu Hause unwohl gefühlt und dann das Bewusstsein verloren. Sie wurde eiligst ins Krankenhaus gebracht, aber jede Hilfe kam zu spät, die Frau wachte nicht mehr aus dem Koma auf und starb.
Aufgrund der Umstände des Todes und weil die Frau noch relativ jung war, verständigte das Krankenhaus daraufhin die Behörden. Bei der Untersuchung stellte sich dann heraus, dass die Frau eine hohe Konzentration an Semaglutid im Blut hatte, dem Wirkstoff von Abnehmmitteln wie Ozempic und Wegovy.
Die Frau sei vermutlich an einer zu hohen Dosis Semaglutid gestorben, sagte Pieter Strauven von der Limburger Staatsanwaltschaft der VRT. Deshalb werde nun ermittelt. Hinzu kommt eine weitere brisante Erkenntnis: Die Frau hatte offenbar kein Rezept für solche Abnehmmittel. Diese Mittel sind in Belgien verschreibungspflichtig, wie Ann Eeckhout von der föderalen Arzneimittelagentur AFMPS erinnert.
Die Frau könnte das Mittel im Internet gekauft haben und ohne ärztliche Begleitung angewandt haben, so die Staatsanwaltschaft. Möglicherweise waren andere Personen in die Verabreichung involviert. Denn wie die Zeitung Het Laatste Nieuws berichtet, hatte die Frau eine Phobie vor Nadeln und Spritzen. Außerdem wird untersucht, ob weitere Personen bei der Beschaffung des Mittels eine Rolle gespielt haben könnten. Hier heißt es aber auf weitere Informationen der Staatsanwaltschaft warten.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht offiziell bestätigt, dass die Frau tatsächlich am Ozempic und Co.-Wirkstoff gestorben ist. Laut der Endokrinologin Chantal Mathieu etwa kann eine zu hohe Dosis Semaglutid zwar zu Beschwerden führen - dass eine Überdosis zum Tod führen könne, komme ihr aber extrem vor.
Patienten, die zu schnell viel zu hohe Dosen Semaglutid injizierten, fühlten sich normalerweise übel, erklärte auch der Endokrinologe Bart Van der Schueren. Sie könnten nicht mehr essen und, noch wichtiger, auch nicht mehr trinken. Das führe zu Dehydrierung. So etwas müsse dann schnellstmöglich von einem Arzt oder in einem Krankenhaus behandelt werden.
Eine weitere, bisher genauso unbestätigte, Hypothese ist, dass die Frau ein Abnehmmittel genommen haben könnte, das verunreinigt war oder andere Wirkstoffe enthielt. Manchmal brächten Patienten Abnehmmittel aus der Türkei oder anderen Ländern mit, die kein Semaglutid enthielten, sondern zum Beispiel Insulin, bestätigt Van der Schueren. Und Insulin kann in hohen Konzentrationen zu Koma und Tod führen.
Fakt ist und bleibt, dass viele Menschen unbedingt solche Abnehmspritzen wollen. Weil die aber teuer sind und nicht erstattet werden, wenn es ums Abnehmen geht, suchen sie andere Wegen. Und einer dieser Wege sei eben das Internet. Das große Problem: Die Patienten haben dann eigentlich keine Ahnung, was sie sich da spritzen. Und dass das verheerende gesundheitliche Folgen haben kann, sollte auf der Hand liegen.
Davor haben Experten auch schon öfter eindringlich gewarnt, wie auch Chantal Mathieu unterstreicht. Sie betont: Bitte auf gar keinen Fall irgendwelche Mittel im Internet kaufen. Außerdem sollte man, wie immer, besonders misstrauisch sein, wenn Produkte weit unter dem üblichen Preis angeboten werden. Und last but not least: Nur unter ärztlicher Aufsicht und nach Vorschrift verwenden.
Boris Schmidt