Es sind mehr als schwindelerregende Zahlen, die der Direktor des Zentrums für Cybersicherheit (CCB), Miguel De Bruycker, im Interview mit Radio 2 nennt: 10.000 Milliarden Dollar – so viel könnten Kriminelle global betrachtet mit Online-Betrug erbeuten. Und das ist ein Problem, das auch uns hier in Belgien betrifft: Online-Betrug nehme stark zu, sehr viele Menschen ließen sich von Betrügern übers Ohr hauen, so De Bruycker.
So läuft der Online-Anlagebetrug ab
Oft beginnt es mit relativ kleinen Summen, 250 Euro zum Beispiel, für die sehr hohe Renditen versprochen werden. Aber das ist natürlich nur ein Lockangebot, in vielen Fällen schaffen es die Kriminellen, die Opfer zu überreden, nach und nach immer mehr zu investieren.
Allein in der ersten Jahreshälfte haben Bürger hierzulande durch Online-Anlagebetrug schon 15 Millionen Euro verloren, warnt etwa die Finanzaufsichtsbehörde FSMA. Im Schnitt bleibt jedes Opfer dabei auf einem Schaden von fast 38.000 Euro sitzen. Und während das für manche Menschen vielleicht noch verschmerzbar ist, verlieren andere ihre ganzen Ersparnisse, ihre Altersvorsorge oder sogar ihre Existenz.
Falsche Helfer versprechen Rückerstattung
Und die Kriminellen haben noch eine zweite, ganz miese Masche, die die Verzweiflung der Opfer ausnutzt: Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer ein zweites Mal und geben sich dabei als Spezialisten aus, die dabei helfen wollen, das verlorene Geld zurückzuholen. Für diese Dienste, die natürlich nie geleistet werden, werden die Opfer ebenfalls zur Kasse gebeten.
Auf diese Weise verlören viele Menschen sehr hohe Beträge, bestätigt der Direktor des Zentrums für Cybersicherheit. Und er warnt in diesem Zusammenhang vor Überheblichkeit: Als Außenstehender fasse man sich oft an den Kopf und frage sich, wie man auf so etwas reinfallen könne – bis es einem selbst passiere. Denn die Kriminellen gehen immer geschickter zu Werke, auch dank der neuen Technologien.
Wie Kriminelle moderne Technik nutzen
Die Opfer fallen beispielsweise auf gefälschte Anlage-Plattformen herein, auf falsche Anrufe von Banken und dank Künstlicher Intelligenz können die Kriminellen mittlerweile sogar die Stimmen von uns persönlich bekannten Menschen täuschend echt nachmachen.
Die Kriminellen nutzen aber alle denkbaren Kanäle: Neben E-Mails und Telefonanrufen setzen sie zum Beispiel immer häufiger auch auf soziale Medien und WhatsApp-Nachrichten.
So können Verbraucher sich schützen
Die Kampagne hat deshalb eine deutliche Botschaft: Bitte immer zweimal nachdenken und angebliche Kontaktaufnahmen unabhängig über andere Kanäle verifizieren, bevor Geld irgendwo hin überwiesen wird. Ganz zu schweigen von der Übergabe der Bankkarte und Ähnlichem.
Und De Bruycker erinnert in diesem Zusammenhang an noch eine Binsenweisheit: Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich auch nicht wahr. Auch hier gelte also: immer zweimal nachdenken.
Die Kampagne gibt aber auch noch mehr Tipps, als nur besonders wachsam zu sein. Wer Interesse an Geldanlagen hat, sollte beispielsweise immer überprüfen, ob ein Anbieter auch über eine offizielle Genehmigung verfügt. Außerdem sollte immer absolut klar sein, worum es eigentlich geht und wie das Geschäftsmodell funktionieren soll.
Überweisungen ins Ausland oder in Kryptowährungen sollten sowieso sämtliche Alarmsirenen schrillen lassen. Man sollte sich auch nie unter Zeitdruck setzen lassen - das ist nämlich eine typische Masche der Betrüger, um Menschen daran zu hindern, nachzudenken. Und natürlich sollte man auch nie persönliche Daten herausgeben, die missbraucht werden könnten.
Mehr Informationen rund um die Kampagne gegen Online-Anlagebetrug gibt es auf dem Online-Portal von Safeonweb.
Boris Schmidt