Aller guten Dinge sind drei - so wird man sich das bei Ryanair sagen. Denn der 12. November ist mittlerweile das dritte Datum, für das die Fluggesellschaft ihren Eintritt in eine neue Ära angekündigt hat. Nämlich in die Ära "100 Prozent digitale Bordkarte".
Eigentlich hatte Ryanair sein System schon vor den Sommermonaten im Mai auf 100 Prozent digital umstellen wollen. Dann war das Projekt auf den 3. November verschoben worden, und jetzt soll es also der 12. November werden. Die Zeit der Herbstferien wäre dann vorbei, begründet Ryanair diese Entscheidung. Dann wäre es wieder etwas ruhiger im Flugverkehr. Der Übergang in die neue Ära könne dann wahrscheinlich reibungsloser funktionieren.
Ab dann gilt nämlich folgende Regel: Wer mit Ryanair fliegt, bekommt seine Bordkarten nur noch über die Ryanair-App. Die Bordkarte soll erst während des Eincheckens am Flughafen in der Ryanair-App generiert werden. Ein Downloaden oder Ausdrucken der Bordkarte soll dann nicht mehr möglich sein. So steht es zumindest in der Mitteilung, mit der die Fluggesellschaft die Umstellung vergangene Woche angekündigt hat.
In Belgien ist Ryanair mit ein paar Flügen am Brussels Airport in Zaventem und vor allem geballt am Flughafen Charleroi präsent. In Charleroi benutzen laut Angaben der RTBF zurzeit noch rund 40 Prozent der Ryanair-Kunden eine Bordkarte, die sie auf Papier ausgedruckt haben. Die Umstellung auf 100 Prozent digital sehen einige dort nicht unbedingt als Fortschritt an.
"Ich finde das grenzwertig", sagt zum Beispiel eine Reisende am Mikrofon der RTBF. "Wir sind noch einigermaßen jung, wir haben ein Smartphone und können die App bedienen. Aber wenn man älter ist und Probleme damit hat, ein Smartphone richtig zu benutzen, dann ist das schon komplizierter."
Verbraucherschützer sehen den Schritt von Ryanair ebenfalls skeptisch. Jean-Philippe Ducart, Sprecher der Verbraucherschutzorganisation Testachats, sagt: "Es gibt kein Gesetz, das jemanden dazu verpflichtet, ein Smartphone zu besitzen, ein Internet- oder Daten-Abo zu haben. Deshalb wäre es interessant, wenn sich die europäischen Kontrollstellen mit der Sache beschäftigen würden, um dafür zu sorgen, dass es kostenlose Alternativen zu dem neuen System gibt."
Die Tendenz zu immer weniger Papier und immer mehr rein digitaler Vorbereitung auf einen Flug - inklusive der digitalen Bordkarte - ist allerdings ein Trend, der auch bei vielen anderen Fluggesellschaften beobachtet werden kann. Die belgische Brussels Airlines macht da keine Ausnahme. Hier sagt Sprecherin Joëlle Neeb zum Thema Bordkarte auf dem Smartphone oder auf Papier: "Wir wollen - zumindest zurzeit noch - dem Kunden die Wahl lassen. Aber auch wir versuchen durchaus schon, die Kunden zur Nutzung unserer digitalen Möglichkeiten bei der Flugbuchung und dem Check-In zu motivieren."
Kay Wagner